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Der goldene Hirsch.

Ein König hatte seine größte Freude an großen stolzen Soldaten und schönen weißen Schilderhäuschen und konnte es ums Leben nicht ausstehn, wenn Namen oder Sprüche oder Reimchen auf die Schilderhäuschen geschrieben waren; das hatte er bei Todesstrafe verboten.

In seiner Leibgarde harte er einen Soldaten, der war der größte Mann im Lande, so daß für ihn ein eigenes Schilderhäuschen gebaut werden mußte. Als der eines Tages auf Wache vor dem Schlosse stand, wurde ihm die Zeit lang und er schrieb auf das Schilderhäuschen: „Geld macht Alles aus.“ Der König lag zufällig im Fenster und sah das, kam sogleich herunter in den Schloßhof und an das Schilderhäuschen. Da stellte er den Soldaten scharf zur Rede, las ihm den Text und sprach: „Diesmal laß ich es dir noch einmal hingehn, aber das Nächstemal nicht mehr.“ Und damit der Soldat nicht wieder in Versuchung käme, an das Schilderhäuschen zu schreiben, mußte er von jetzt an im Schloß vor der Thür der Prinzessin auf Wache stehn.

Ein Soldat hat auch ein Herz und er stand nicht manchen Tag da, als er sich sterblich in die Prinzessin verliebte. Sie war

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_073.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)