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Händen, und empfing sie gar liebreich. Sie hieß sie absteigen und führte sie die breite Schloßtreppe hinauf und durch eine große Halle in einen Saal, wo für zwölf Mann gedeckt war und winkte, sie sollten sich zu Tische setzen. Dann fing sie an, die herrlichsten Gerichte und den köstlichsten Wein aufzutragen. Das behagte den Brüdern nicht schlecht und sie brachen in helles Jubiliren darüber aus. Da sprach die schwarze Dame: „Also sollt ihr es immer haben, wenn ihr drei Jahre hier bleiben und nicht vor die Thüre gehen wollt. Haltet ihr die Zeit treu aus, dann werdet ihr reicher belohnt, als sich mit Worten sagen läßt; thut ihr es aber nicht, dann erwartet euch schwere Strafe.“

Das waren die zwölf Husaren gern zufrieden. Wie sie am ersten Tage angefangen, so lebten sie fort. Bei Tage aßen und tranken sie und waren guter Dinge. Des Abends gingen sie in die Schlafkammer, die ihnen die schwarze Dame gezeigt hatte, und schliefen in seidnen Betten. Die Pferde wurden im Stall auf das Beste gefüttert und gepflegt, ohne daß sie sich darum zu kümmern brauchten. Als aber zwei Jahre um waren, schmeckte ihnen das Essen und Trinken nicht mehr so gut, als von Anfang, und sie machten einen Anschlag, daß sie sich aus der Schatzkammer des Schlosses ihre Taschen mit Gold füllen und damit fortreiten wollten; nur der Jüngste wollte Nichts davon wissen und ermahnte die Andern gar sehr, sie sollten ablassen von ihrem bösen Vorhaben und der schwarzen Dame das Leid nicht anthun, für all' das Gute, so sie ihnen gethan. Die ließen sich aber Nichts einreden, stopften des andern Tages ihre Taschen und Mantelsäcke

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_128.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)