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und er solle ihr Kind nicht mehr sein. Das that ihm so weh, daß ihm die Thränen an den Backen herunterliefen, er blieb aber fest und sprach kein Wort und um zwölf Uhr war Alles verschwunden.

Des andern Morgens kam die Dame und war zu zwei Drittheilen weiß geworden. Sie dankte ihm, daß er sie nun beinahe ganz erlöst habe und bat ihn gar sehr, daß er doch auch die dritte und letzte Nacht standhaft bleiben möge. Als es Abend ward, führte sie ihn in ein anderes, gar köstlich ausgeschmücktes und ganz rundes Zimmer. In der Mitte desselben aber stand ein runder Tisch und mitten darauf mußte er sich setzen. Ehe die Prinzessin wieder fortging, gab sie ihm eine Ruthe in die Hand und sagte, es würden diese Nacht allerlei Thiere kommen und an ihn wollen. Er solle aber fest bleiben und nur, wenn eines davon zu nahe komme, mit der Ruthe darauf schlagen.

Mit dem Schlag Zehen sprang die Thür auf und die Thiere stürzten herein. Sie sahen so schauderhaft und furchtbar aus, daß es nicht zu sagen ist und drängten sich immer mehr um den Tisch herum; sobald aber eins ihm zu nahe kam, schlug der Husar es mit seiner Ruthe, daß es zurückweichen mußte. Trotzdem wurden sie je länger, je zudringlicher, denn wenn er eins von den Thieren schlug, dann streckten und reckten zehn andre zu seinen Seiten und hinter ihm ihre langen Hälse nach ihm aus und sperrten ihre schrecklichen Mäuler auf, so daß er sich ihrer kaum mehr erwehren konnte. Seine Kräfte verließen ihn mehr und mehr und es wurde ihm endlich ganz schwindlich vor den Augen, so daß

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_132.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)