Seite:De Deutsche Hausmärchen 184.jpg

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Die fünf Fragen.

Ein armer Hirte hatte einen einzigen Sohn und kein Kind außer ihm, da war es kein Wunder, daß der Knabe verzogen wurde. Alles was er nur wollte, geschah und so wuchs er ganz ins Wilde hinein, that nichts und lernte nichts. Als er zwölf Jahre alt war, wurde ihm das einsame Leben auf dem Felde zu langweilig und er sprach: „Ich gehe betteln, da verdiene ich auch mein Brod und komme zugleich in der Welt herum.“ Was wollten die Aeltern da machen? Sie mußten ihn eben gehen lassen. Er bettelte sich durch bis in eine große Stadt, da setzte er sich vor der Thür eines reichen Kaufmannes nieder, zog ein Stück Brod aus dem Sack und biß so lustig hinein, als ob die ganze Stadt sein wäre und er vorm besten Braten von der Welt säße. Zufällig kam der Kaufmann eben nach Hause und der Knabe gefiel ihm so wohl, daß er ihn zu sich nahm und ihn in die Schule schickte. Das Lernen schlug bei dem Hirtenknaben sehr wohl an, er war immer der Erste. Als er ausgelernt hatte, mußte er auch noch die Kaufmannschaft erlernen und auch darin machte er so große Fortschritte, daß sein Pflegevater ihn nicht genug rühmen konnte. Soweit war wohl Alles gut, aber was dem Kaufmann nicht behagte, war, daß sein Pflegesohn, der unterdessen ein schöner Jüngling

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_184.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)