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reicher sei als der König. Die Gäste horchten mit Erstaunen zu, nur nicht der Bräutigam, der schlich sich leise hinweg und Niemand hat ihn mehr gesehn.

In dem Herzen des Kaufmannes war aber die Habgier erwacht; als er am folgenden Tage das viele Gold sah, welches der Jüngling mitgebracht hatte, da ließ es ihm erst recht keine Ruhe und er sprach zu seiner Frau: „Komm laß uns auch unser Glück versuchen, hat der Gelbschnabel es so leicht gefunden, dann werden wir es auch finden und noch viel besser wie er.“ Da packten sie ihre Koffer und gingen zur See. Als sie in das erste Königreich kamen und nach dem König frugen, wurden sie gar nicht einmal vorgelassen. In dem zweiten Königreich ließ der König ihnen sagen, als sie sich meldeten, sie hätten nichts bei ihm verloren. In dem dritten wurden sie wohl vorgelassen, als sie aber sagten, sie wollten dem König sein Glück mitbringen, frug der König ob sie närrisch seien und sprach: „Ich habe kein Glück mehr nöthig, seitdem ich meine Tochter wiedergefunden habe.“ Die beiden Alten verloren trotzdem den Muth nicht und gingen weiter. Als der Riese sie sah, rief er dem Kaufmann zu: „Halt da, du Erdwurm, nimm mir mein Gewehr einmal ab, du kannst für mich Wache halten,“ und er legte ihm die Kanone auf die Schultern; aber sie war so schwer, daß der Mann zusammenbrach. Die Frau war beim Anblick des Riesen vor Schrecken geflohen ohne sich nach ihrem Manne umzusehen und kam an das Wasser. Da nahm das alte Weib sie hurtig in ihren Kahn auf. Als dieser am andern Ufer hielt, sprach die Alte: „Haltet mir einen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_196.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)