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aber waren die Geister verschwunden, als wären sie niemals dagewesen.

Der Jägerbursch war wund und geschunden an allen Gliedern, die Schwanenprinzeß aber bestrich ihn mit einer Wundersalbe, daß ihm kein Finger mehr wehe that; dann lobte sie ihn, daß er die erste Probe so wacker bestanden, und stellte allerlei Speisen und köstlichen Wein vor ihn zur Stärkung. Als er jedoch getrunken und gegessen hatte, hieß sie ihn wieder hinabkriechen und liegen bleiben bis zur anderen Nacht. Den Abend mußte sie wieder weggehen zur Musik und als sie um eilf Uhr heimkam, kroch er hervor und that wie das erste Mal. Weil er wußte, daß ihm Nichts geschehen konnte wenn er fest blieb war seine Angst schon geringer geworden; doch war sein Muth größer, so war auch die zweite Probe härter denn die erste. Die Geister stürzten mit grausigem Getöse herein und begannen also mit ihm umzuspringen, daß das was sie zuvor gethan, nur ein Kinderspiel dagegen war. Als sie ihn am ganzen Leibe zerhauen und zerstochen, daß keine heile Stelle mehr an ihm war und Alles nichts an ihm fruchten wollte, schleppten sie einen großen Kessel voll siedenden Oeles herein, stellten ihn vor das Bett und schickten sich an, ihn hineinzuwerfen. Sie hatten ihn an Händen und Füßen aufgehoben und hielten ihn darüber; er dachte nun sei es wirklich um ihn geschehen und wollte eben aufschreien, da schlug es Mitternacht und sie mußten fort, die Schwanenjungfer aber hatte ihn gar bald wieder mit ihrer Salbe geheilt. Darauf erquickte sie ihn wieder mit Speis und Trank und dankte ihm gar

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_223.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)