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wollte. „Hätt ich selber was!“ antwortete ihm der Soldat, „da ist mein letztes Sechskreuzerstück; aber komm, wir wollen's theilen.“ Das thaten sie in der nächsten Ortschaft, blieben des Tags zusammen und schliefen auch zusammen in einer Herberge. Als der Soldat am andern Morgen von seinen beiden Reisekameraden Abschied nehmen wollte, sprach der Eine: „Weil du ein so gutes Herz hast, so wähle dir drei Dinge und du hast sie.“ Das gefiel dem Soldaten wohl und er rief lustig: „Dann wähle ich mir vor Allem eine große Bärenmütze, wie die Grenadiere sie tragen, und ein Gewehr. Zweitens einen Tornister mit Bandelier und schönen Hosen. Drittens ein Paar schöne Stiefel mit Sporen.“ „Das sollst du haben,“ sprach der Andre, aber dessen Gesell ärgerte sich, daß der Soldat nichts Besseres begehrte und gab ihm noch eine Zwerchpfeife dazu, welche die Eigenschaft hatte, daß Alles tanzen mußte, wenn man sie blies. Dann nahmen sie Abschied und jeder ging seines Weges. Der Soldat kam nach langem Wandern in ein Königreich, wo das Betteln und Fechten bei Todesstrafe verboten war. Er that es dennoch und wurde festgenommen und ins Gefängnis gesetzt, doch das machte ihm keinen Kummer weil er dachte, das werde nicht lange dauern. Und dießmal hatte er sich nicht verrechnet. Es war nämlich ein verwünschtes Schloß in der Stadt, worin noch Niemand eine Nacht überlebt hatte. Der König hätte es aber zu gern bewohnt; darum ließ er den Soldaten vor sich führen und sprach zu ihm: „Höre, ich will dir was sagen: wenn du in dem verwünschten Schlosse schläfst und mir die Geister heraustreibst, dann sollst du nicht nur

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_226.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)