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„Ei, was kann das ausmachen, ob ich ein wenig schlafe, oder nicht,“ sagte er, und legte sich hin.

Als er aber so da lag, kamen seine Brüder zurück, die hatten gar nichts mit zurückgebracht und waren bettelarm. Als sie ihn sahen und den Vogel Phönix bei ihm und das schöne Pferd und die Schönste unter der Sonne neben ihm, da fraß der Neid in ihr Herz und sie nahmen ihm Alles und banden ihn und warfen ihn in eine Löwengrube; dann theilten sie die Dinge unter sich und zogen heim und brachten ihrem Vater den Vogel Phönix.

Unterdessen lag Ferdinand in der Löwengrube und wußte jetzt, was das Schlafengehen auf sich hatte. Keine Rippe war ihm mehr ganz am Leibe. „Ach, lieber Bär, hätte ich dir nur dießmal noch gefolgt!“ rief er, und da stand der Bär im selben Augenblick oben an der Löwengrube und sprach heimlich mit den heimkehrenden Löwen, sie sollten dem Prinzen nichts thun. Dann rief er hinab: „Nun, was hab ich dir gesagt? Jetzt bist du Löwenfutter. Gesegnete Mahlzeit, ihr Herren Löwen!“ Da wurde es Ferdinand kalt und heiß und er rief: „Ach, liebster, bester Bär, ich war ja so müd! Ach verzeih mir's noch einmal! Du hast ja ein so gutes Herz! Ach denk nur, die Schönste unter der Sonne stirbt vor Leidwesen und du wirst doch nicht dulden können, daß ein so groß Unrecht geschehe und meine Brüder triumphiren!“ – „Ach was, das ist gerechte Strafe,“ sagte der Bär und that, als ob er fortgehn wollte, aber er that es doch nicht, und als Ferdinand wieder recht bat, ließ er sich erweichen, brachte

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_239.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)