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Der Kaiserssohn und sein Pathe.

Der Kaiser Joseph war schon sehr alt und hatte noch immer keine Kinder. Da sagte er eines Tags in seiner Betrübniß darüber: wenn er einen Buben bekäme, dann solle der ärmste Mann, der ihm begegne, bei dem Kind zum Gevatter stehn, und siehe da, es war noch kein Jahr vergangen, so hatte er schon einen kleinen Buben. Alsbald ging er aus, um einen Pathen zu suchen, und als ihm in der Stadt nur vornehme Leute begegneten, da spazierte er vors Thor und kam in den Wald. Da fand er einen armen alten Mann mit weißen Haaren und in einen ärmlichen Kittel gekleidet; den frug er, ob er sein Gevatter werden wolle und wie er heiße? „Ich heiße Joseph,“ sagte der Mann „und will schon Pathe des Buben werden.“ Da war der Kaiser froh und nahm den Greis mit sich in sein Schloß und als die Taufe vorüber war, gab er ihm eine Menge Geld und sagte, wenn das alle sei, solle er nur wiederkommen. Der Greis bedankte sich und nahm Abschied von dem Kaiser, der seitdem nichts mehr von ihm hörte, noch sah.

Als der Kaiserssohn älter ward, gewann er die Jagd sehr lieb. Eines Tags pürschte er im Walde, da begegnete ihm sein Pathe (den er gleich an den weißen Haaren und dem Kittel erkannte),

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_251.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)