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Die Schlange im brennenden Wald.

Es war in einem heißen Sommer, da zündeten zwei Hirtenknaben ein Feuerchen im Walde an, um sich Kartoffeln zu braten. Aber das Feuer erfaßte das dürre Laub, dann das dürre und endlich auch das grüne Holz und da der Wind heftig wehte, so stand bald der ganze Wald in Flammen. Am Rande des Waldes arbeitete ein Bauer auf seinem Felde. Als er dem Feuer so zusah, wie es an den Bäumen emporleckte, das grüne Laub fraß und endlich Zweig um Zweig ergriff, hörte er plötzlich, wie eine Stimme aus dem Feuer ihn beim Namen rief. Er eilte darauf zu, da sah er ein Schlänglein, welches sich auf einen Baum gerettet hatte, das schaute ihn mit flehenden Augen an und rief: „Ach hilf mir doch aus dem Feuer!“ Der Bauer nahm eine lange Stange und hielt sie ihm dar, da verließ es den Baum und ringelte sich um die Stange. Der Bauer aber legte es ins Gras, machte eine Grube in die Erde und sprach: „Komm, daß ich dich in das Kühle lege, das ist gut für Brandwunden.“ Da wand das Schlänglein sich von der Stange los und kroch in die Grube und der Bauer deckte es mit Erde zu, so daß ihm nur der Kopf herausschaute. Als es eine Weile so dagelegen hatte, sprach es: „Ein Dienst ist des andern werth, plagt dich nicht ewiger Magenschmerz?“ „Das weiß der Himmel,“ sprach der Bauer, „ich

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_263.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)