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das ruchlose Weib: „Das will ich schon wenn ich nur wüßte, wie ich das anfangen soll.“ Der Jud gab ihr Gift und sprach: „Mische ihm das in seinen Kaffee, dann plaudert er nicht mehr.“

Als der Knabe Nachmittags aus der Schule kam, rief ihn die Königin und sprach: „Da mein liebstes Söhnchen, trink deinen Kaffee.“ „Stell ihn auf mein Tischlein, liebe Mutter,“ erwiederte das Kind. „Ich laufe einmal schnell in den Stall, um nach meinem Füllchen zu schauen.“ Als der Knabe in den Stall kam lag das Füllchen da und war sehr traurig. „Füllchen, ach liebes Füllchen, was fehlt dir?“ fragte der Knabe und das Füllchen sprach: „Ach mein liebster Sohn, ach mein liebster Sohn, trink deinen Kaffee nicht, sondern gib nur ein wenig der Katze und du wirst sehn, was drin ist.“ Da sprang das Kind zurück und gab der Katze ein wenig von dem Kaffee und kaum hatte sie es getrunken, da flog sie wider die Decke und zerplatzte: so stark war das Gift.

Der Jud wußte gar nicht, was er dazu denken sollte, daß das Kind nicht sterben wollte, kam zu der Königin und sprach. „Au waih geschrieen, der Bub muß sterben, wenn er uns nicht verrathen soll. Hier hast du Stoff zu einem Kittelchen, den trage zu den neun und neunzig Schneidern, und laß ihn schnell zurecht machen, dann muß er zu Grunde gehen.“ Die Königin that, wie der Jud gesagt und gegen Mittag war das Kittelchen fertig. Als nun das Kind aus der Schule kam, rief sie es zu sich und sprach: „Sieh einmal, mein liebstes Söhnchen, was habe ich dir für ein schönes Kittelchen machen lassen!“ „Lege es auf mein

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_277.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)