Seite:De Deutsche Hausmärchen 342.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.



Der Feldwebel hielt sein Wort und damit sie vorerst nicht ohne Geld seien, nahm er das Traktament der ganzen Compagnie mit. Das war nun ein Leben! Sie trieben's wie die Vögel im Hanfsamen, nur schade, daß es nicht lange dauerte. Als ihr Geld fast alle war und der eine und andere schon anfing, sich Sorgen zu machen, wie das enden werde, kamen sie eines Tages in einen großen Wald, der wollte gar kein Ende nehmen. Sie gingen und gingen den ganzen Tag, aber es ließ sich kein Wirthshaus sehn, wo sie ihre letzten Batzen hätten unterbringen können. Müd und matt vor Hunger und Durst schliefen sie am Abend unter einer großen Eiche ein, alle bis auf den Feldwebel. Der konnte nicht einschlafen und stieg aus Langeweile auf den Eichbaum um bei dem schönen Mondschein sich umzuschauen, ob nicht Haus oder Hof in der Nähe seien. Er sah unfern aus einem hohen Kamin Rauch in die Höhe wirbeln und die hellen Funken dazwischen heraus fahren. Wie schnell mein Feldwebel wieder herunter war! So schnell war er nie auf den Feind losgestürmt, als er nach der Gegend hin lief, wo der Rauch aufstieg. Es war aber ein Schloß, das lag in einem Berge und war ganz erleuchtet. Als er hinein und in die Küche trat, da protzelte, kochte und briet und schmorte Alles drunter und drüber; in einem großen Saal war für dreizehn Mann gedeckt, zwölf Messer, Gabeln und Löffeln von Silber und ein Besteck von Gold, im ganzen Schloß war aber keine Seele zu sehn. „Das ist keinem Tauben gepfiffen,“ sprach der Feldwebel, trank ein paar Flaschen Wein und schnitt sich einen tüchtigen Fetzen Braten ab, denn als guter Commandant

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_342.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)