Seite:De Deutsche Hausmärchen 358.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


dann bin ich dessen zufrieden, aber wer weiß noch ob ihr es auch haltet.“ „Ich halte es so wahr wie ich lebe,“ sprach der falsche Kaufmann und legte noch eine Handvoll Geld zu den zwei Säcken. „Dann kommt diesen Abend gegen Dunkel und wir machen Alles in Ordnung.“

Und so geschah es auch. Abends brachte die Magd die Kiste und die junge Frau stellte sie dicht neben ihr Bett, damit ja kein Dieb daran gehn könne. Während sie eine Weile hinaus ging, schnitt der falsche Kaufmann mit seinem Messer ein Loch in die Kiste, wodurch er Alles sehen konnte, was im Zimmer vorging. Dadurch sah er, daß die Frau oben am Arm ein kleines Muttermal hatte, und daß ihre kleine Zehe schief war. Als sie aber schlief, stieg er vorsichtig aus der Kiste, nahm einen ihrer Ringe vom Tische und verbarg sich wieder in der Kiste, ohne daß die Frau etwas davon bemerkt hätte. Am folgenden Morgen kam die Magd und holte den Kasten wieder ab und der falsche Mensch triumphirte recht, daß ihm der Streich so wohl gelungen sei und er des Kaufmanns ganzes Vermögen gewonnen habe.

Nach acht Tagen kehrte der Kaufmann zurück und kaum war das ruchbar, als auch bereits eine Einladung des Bösewichts an ihn erging, Abends mit den andern Kaufleuten zu ihm zu kommen. Er ging vergnügt hin, denn er wußte, daß seine Frau ihm treu war und freute sich schon im Voraus, den andern recht beschämt zu sehn. Als er aber in das Zimmer trat, empfingen die andern ihn mit höhnischen Gesichtern, der falsche Mensch kam ihm entgegen und sprach: „Es thut mir leid, aber ich bin Herr

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_358.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)