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zog schwarze Kleider an und sattelte sich einen schwarzen Gaul und hing sein Zauberschwert um.

Unterdessen war der alte König mit der ganzen Stadt in Trauerkleidern hinaus an den Berg gezogen und hatte seine Tochter gebunden und dem Drachen zum Fraße hingelegt. Das Ungethüm kam langsam herausgekrochen und ließ seine drei rothen Zungen vor Gier armslang aus dem Halse hängen und besann sich nur noch, mit welchem Maul es zuerst anbeißen wollte. Da sprengte auf einmal vom Berg herab ein schwarzer Ritter, hieb mit einem gewaltigen Schlag dem Drachen einen Kopf ab und verschwand eben so schnell wieder, wie er gekommen war. Als der Hinkelhirt nach Hause kam, sprach der König zu ihm: „Ach du mein lieber und getreuer Hinkelhirt, wärst du doch da geblieben, so hättest du den fremden Ritter gesehn, der unserm bösen Drachen einen Kopf abgehauen hat; aber noch zweimal müssen wir die Prinzessin hinausbringen, sonst frißt er die ganze Stadt.“

Als er des andern Morgens wieder hinaustrieb, sagte der König wieder: „Ach du mein lieber und getreuer Hinkelhirt, willst du nicht dableiben und sehen, wie es mit meiner Tochter geht?“ „Viel lieber will ich mit meinen Hinkeln ausfahren.“ Und dießmal zog er in dem Schlosse rothe Kleider an, nahm sich ein rothes Roß und hieb dem Drachen den zweiten Kopf ab, er sprengte aber wieder so schnell fort, daß ihn Niemand erkennen oder halten konnte. Als er heimkam, sprach der König zu ihm: „Ach du mein lieber und getreuer Hinkelhirt, wärest du doch da

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_373.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)