Auen des Waldes und seine braunen Häuser, hinunter und immer eiliger hinunter bis wir die Starzel nimmer sahen, bis uns der Waldbach hinausgeleitete auf die Wiesen von Schopernau, wo eine Stimme aus dem Wirthshaus erscholl, wir möchten nicht vorbeigehen, sondern lieber einkehren. Es war ein Freund aus der Au, der viele Freude hatte als er den Pilger vom letzten Jahre wieder im Walde sah, aber kaum mehr als dieser, daß er den erinnerungsreichen Boden alten freien Volksthums wieder betrat.
Um nun auch das innere Walserthal zu befahren, steigen
wir von der Au im hintern Wald nach Damils hinauf.
Es geht nur ein schmaler Fußpfad durch Wald und Tobel,
der oft mühselig steil wird. Der Argenbach tost unten in
der Fichtenschlucht und läßt sich wenig sehen, aber desto öfter
hören. Lange Zeit ist keine menschliche Wohnung mehr zu
gewahren, nur auf fernen Bergwiesen etliche Heuschoppen.
Dann verliert sich endlich der Forst und der Steig führt durch
weiche Auen; man erschaut von weitem wieder Häuser, und
einige Sennhütten zeigen sich auch schon, hoch oben auf den
Bergmatten. Da wo es auf Bödmen heißt, wurde in einer
solchen „Götze" Rast gehalten. Der Senne tischte seine Butter
auf und stellte seine Pfleglinge vor, zwei Knaben, guter
Leute Kinder aus der Au, die hieher gesetzt waren um die
hypochondrischen Anfechtungen der Winterschule in sommerlicher
Bergfreiheit zu verwinden. Dieß schien ihnen auch vortrefflich
von der Hand zu gehen; denn durch den dicken Schmutz,
der über ihren Backen lag, brach sehr deutlich die volle Röthe
der Alpenjugend, und auch den hellen Glanz der Augen schrieb
der Rinderhirt und Pädagog der wunderthätigen Kraft des
Bergwassers zu. Er war der Ansicht, jetzt sey die schönste
Zeit des Lebens für die Jungen, denn sie hätten allzumal
nichts zu thun als feister zu werden. – An dieser Stelle ungefähr
erschaut man auch zum erstenmal die Kirche von Damils,
die aber noch weit oben im Thal auf einem grünen
Berghang liegt. Erst wenn man von der Au an drei Stunden
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_092.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)