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saget uns, wie es euch ergangen sey und was ihr uns geschafft habet. Er antwortete und sprach: ich bin gesund wieder hergekommen von der Gnade Gottes; aber der von Altstetten ist gar tödtlich krank worden; doch habe ich ihn dennoch mit mir hergebracht. Da sprach sie: hat er nicht ruhig Gemach und was ihm anliege und Nothdurft sey, das wollen wir ihm genug schaffen. Und ferner, was habt ihr erfahren oder was seyd ihr inne worden? Da sprach er: gnädige Frau! ich habe euch ein Gemälde gebracht. Ist es ihm gleich, so hoffe ich gute Mähr zu bringen. Da sprach sie: zeiget her. Das that er und als sie es ansah, da ward sie vor Freuden roth und darnach bleich und sprach: wo habt ihr das Gemälde genommen oder wo ist es euch geworden? Da sagte er ihr alle Dinge, wie sie geschehen waren. Da sprach sie: ist er noch bei Leben, so wollt ich das meinige wagen und zu ihm kommen und wolltet ihr mir dazu verhelfen, so wollte ich wohl groß Gut und Kleinod mit mir hinweg nehmen. Da sprach er: gnädige Frau! was ich mit Ehren thun mag, darum will ich Leib und Gut wagen. Da sprach sie: gedenkt ihm nach und das will ich auch thun, und kommt morgen um diese Zeit wieder zu mir. Also nahm er Urlaub und ging wieder von ihr und kam zu seinem Diener, dem von Altstetten und sagte ihm die Dinge, daß ihm die Königin entbieten ließe, er solle keinen Mangel haben. Nun war Sanct Bernhards Orden erst angefangen in der Christenheit und der König hatte ein Kloster machen lassen und siebenzig Mönche darein gesetzt. Und so sprach der von Altstetten: ich weiß einen guten Weg. Ich will begehren, daß man mich in das Kloster lege in ein stilles Gemach, darinnen ich Ruhe haben möchte, und wenn das geschehen, so gehet zu der Königin und redet mit ihr und sehet, ob sie mit euch hinwegfahren wolle. Wollte sie das thun, so wüßtet ihr gar einen guten Weg, damit sie recht wohl davon möchte kommen.

Also ward der von Altstetten in das Kloster geführt und lag manchen Tag da und das Kloster lag nahe bei dem Meere. Unterdem kam aber Graf Albrecht zu der Königin, zu fragen, was ihre Wille wäre. Da sprach sie: ich habe mich bedacht,

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)