Seite:De Drei Sommer in Tirol (Steub) 287.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jahr lang unfruchtbar machen. Die Geschichte dieses Krieges beschrieb Albert Jäger anziehend im vierten Bändchen der neuen Zeitschrift des Ferdinandeums. Im Jahre 1799 kamen auch die Franzosen vom Münsterthale her, warfen den österreichischen General Loundon, legten Glurns, Mals und Schluderns in Asche, verübten viele Grausamkeiten, zogen darauf wieder zurück und verschanzten sich zu Taufers.

Vom Tartscher Bühel gingen wir nach Schluderns, was abermals ein großes Dorf ist von 1000 Seelen, wie wir denn von jetzt an durchs Vintschgau hinunter wenige mehr treffen, die nicht so bevölkert sind. Ober Schluderns steht die hochansehnliche Churburg den Grafen von Trapp gehörig und ihr Sommersitz, zu der wir auch hinaufpilgerten, um den Waffensaal zu sehen, der manch merkwürdiges Rüstzeug aus frühern Jahrhunderten enthalten soll. Wir hatten schon den Steig von alten Bäumen beschattet zurückgelegt und das Hauptthor gefunden, waren auch schon eingetreten in den Burghof und der Schaffnerin ansichtig geworden, hatten auch endlich um den Schlüssel gebeten, als uns eröffnet wurde, dieser befinde sich beim Herrn Verwalter zu Mals. Wir wußten nicht, sollten wir uns ärgern, daß der Herr Verwalter in Mals den Schlüssel habe, oder daß wir dort nicht darnach gefragt hatten, ärgerten uns aber doch. Die Schaffnerin war freundlich genug uns an die Fenster ihres Wohnzimmers zu führen, wo wir eine treffliche Aussicht ins Vintschgau genossen. Das war zwar auch etwas, aber nicht das was wir gesucht hatten.

Von Schluderns gelangt man dem Saldurbache nach auf beschwerlichem Wege in das Thal von Matsch, tief zerrissen von Wildbächen, aber gesegnet mit grasreichen Alpen und manchen Kornfeldern und dabei ein Lieblingsaufenthalt der Wölfe. Es gibt kaum ein Seitenthal in Tirol, was so früh und so oft genannt wird, was durch kirchliche Weihe und Ritterthum so bedeutsam ist, als dieser enge rauhe Winkel, wo isländisch Moos sich um Zirbelbäume schlingt. Hier wurde nach der Legende im siebenten Jahrhundert St. Florinus geboren, von reisenden Engländern, die sich von einer Pilgerreise nach Rom zurückkehrend da niedergelassen hatten.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_287.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)