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Und das Alles vorüber?
Lange, lange vorüber?
Noch stand das liebe,
Ehrwürdige Haus,

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Doch sah’n aus den Fenstern

Unfreundliche, fremde Gesichter.
Alles vorüber!
Lange, lange vorüber!
Du mir verloren,

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Ich selbst mir verloren,

Im Grabe meine Welt! –
Und ich wandte mich
Mit weinendem Herzen
Durch die Rebenhügel

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Den steigenden Pfad,

Den ich in goldener Abendzeit
So oft gewandelt mit dir.
Nach der Rosenstaude sucht’ ich
An der alten Weinbergmauer,

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Wo die Drossel schlug,

Und das Heimchen sein träum’risches Lied sang;
Wo wir hinuntersah’n,
Arm in Arm, Wange an Wange,
In die abendliche Stadt,

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In die dämmernde Flur;

Wo ich meine Lieder dir las,
Oft verwirrt durch dein schwärm’risches Auge;

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)