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Auf der Wanderung.

Ich wandre meine Straße fort,
     Und Abendwinde wehen,
Da seh’ ich an dem Fenster dort
     Ein weinend Mädchen stehen.

5
Der Anblick nimmt das Herz mir ein

     Mit Wehmuth und mit Sehnen,
Als sollte ich berufen sein,
     Zu stillen diese Thränen.

Was blickst du, unbekannte Maid,

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     So flehend hold herüber?

Du bleibst mir fremd, und fremd dein Leid, –
     Ich wandre stumm vorüber.

Bald wirst du glüh’n in neuer Lust
     Bei Scherz und Spiel und Reigen,

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Und wirst an eines Andern Brust

     Dein Haupt getröstet neigen.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)