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Am Sarge eines jungen Mädchens.


Myrtenlaub im gold’nen Haare,
     Unter Liljen kühl und mild,
Liegst du lächelnd auf der Bahre,
     Stummes, engelkeusches Bild!

5
Nie hat eines Jünglings Kosen

     Diesen zarten Mund berührt,
Selbst der Tod hat seine Rosen
     Nur in scheuem Kuß entführt.

Ach, dein Leben floß in Frieden,

10
     Ohne Leid und ohne Haß, –

Leis bist du hinweggeschieden,
     Wenig Augen werden naß.

Und wie dieser Glocke Schwingen,
     Das zum frühen Grab dich ruft,

15
Wird dein Name bald verklingen

     Spurlos in des Himmels Luft.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)