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Zehn Monde wohl und drüber
     Bracht’ ich im Taumel hin.
Da faßte mich endlich ein Grauen,
Ich floh die gespenstigen Frauen

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     Und ihre Königin.


Da hörte man einst im Wasser
     Zu später nächtlicher Stund’
Ein Wimmern dumpf und verloren, –
Und das Kind, daß sie mir geboren,

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     Schwamm todt im blutigen Grund.“


„O sag’ mir mehr, mein Buhle!
     Komm’, weine nicht so sehr!“
„Die wilden Wasserfrauen,
Die sah in Wald und Auen

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     Seitdem kein Auge mehr.


Doch heut’, als die Sonne gesunken,
     Und Wald und See in Ruh’, –
Da sah ich die Seebraut am Strande,
Sie wusch die grünen Gewande

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     Und nickte und lachte mir zu.“


„Mein Buhle, laß das Trauern!
     Sie thut dir nichts zu Leid;

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)