Seite:De Gedichte (Hertz W) 245.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Helmichis lag daneben; so sehr er sich bezwang,
In Schlummer wiegt den Müden der süße, fremde Klang.

Da beugt zu Rosamunden der edle Römer sich:
„Ich wollte dich bewirthen, und jetzt erlabst du mich!

15
Aus meinen Schaalen trinkst du nur erdgebornen Wein,

Aus deinen Augen saug’ ich der Schönheit Nektar ein.“

Sie neigte sich mit Lächeln und sah ihn glühend an,
Und ihr gefiel im Herzen der kräftig feine Mann;
Die strammen Glieder lagen vom Purpur halb verhüllt,

20
Da ward von wilder Sehnsucht ihr blühender Leib erfüllt.


Und wieder sprach Longinus: „Ist mir die Frag’ erlaubt?
Wer ist der schlummernde Jüngling mit goldgelocktem Haupt?“
Da warf sie stechende Blicke nach dem Schläfer hin,
Und eine schlimme Lüge erfand ihr arger Sinn.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)