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Lange schaut der Held Schafara
In ihr rosenzartes Antlitz,
Und sein Herz erfüllt Begierde.

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„Habet Dank für eure Gabe,“

Also spricht er zu den Kriegern,
„Habet Dank, ich will sie nützen,
Denn sie frommet meiner Rache.
Führt ihn weg in sein Gefängniß,

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Bis zum Morgen soll er leben,

Daß ihm noch sein keusches Liebchen
Kann erzählen ihre Schande.“ –
So geschah’s; doch als der Jüngling
An des Zeltes Thür verschwunden,

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Sank die Jungfrau leblos nieder. –

In des Zeltes inn’rem Raume
Ließ der Held sein Bett bereiten,
Sklaven sprengten duft’ge Wasser,
Ließen qualmen süßen Weihrauch,

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Streuten Blumen der Oase,

Rosen, Myrthen, Hyacinthen,
Gold und Perlen auf den Teppich,
Aber auf des Lagers Polster
Legten sie den weichen Scharlach

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Und darauf das blasse Mädchen,

Hängten dann hoch an die Decke
Eine blaucrystallne Lampe,
Neigten sich dem Herrn und giengen.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_257.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)