Seite:De Heimatlos (Spyri) 042.jpg

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„Freilich kann er“, entgegnete der Vater. „Solch' unvernünftige Buben kommen vom Wege ab und in die Rüfenen hinein, sie wissen gar nicht wie; und der war sonst ein wenig ein Verstaunter.“

Daß der Rico dies war, wußte Stineli besser als irgend jemand, und von dem Augenblick an kam eine große Angst in sein Herz und wuchs mit jedem Tage, so daß es vor Qual und Unruhe nicht mehr essen und nicht mehr schlafen konnte und alle Arbeit tat, als wäre es nicht dabei.

Der Rico wurde nicht gefunden; kein Mensch hatte etwas von ihm gesehen. Man suchte ihn nicht mehr, und bald fanden die Leute einen Trost und sagten: „Es ist dem Waisenbüblein wohl geschehen, es war doch verlassen und hatte niemand mehr.“


Zehntes Kapitel.
Ein wenig Licht.

Aber Stineli wurde stiller und magerer von Tag zu Tag. Die kleinen Kinder schrieen: „Das Stineli will nichts erzählen und lacht nicht mehr.“ Die Mutter sagte zum Vater: „Siehst du's denn nicht? Es ist ja nicht mehr das gleiche.“ Und der Vater sagte: „Es kommt vom Wachsen, man muß ihm ein wenig Geißmilch geben am Morgen im Stall.“

Aber als drei Wochen so vergangen waren, da nahm die Großmutter eines Abends das Stineli in ihre Kammer

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_042.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)