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drei oder vier Orte, allerhand Sachen zu holen, wie Öl, Seife und Faden und einen geflickten Stiefel, denn sie hatte bemerkt, daß Rico einzelne Worte ganz gut sagen konnte.

Rico besorgte alles richtig, das gefiel der Wirtin wohl und gegen Abend sagte sie: „Nun kannst du mit der Geige zur Frau Menotti gehen und dort bleiben, bis es Nacht wird.“

Darüber freute sich Rico sehr, denn da kam er an dem See vorbei und nachher zu den schönen Blumen.

Am See angekommen, lief er nach der kleinen Brücke und saß ein wenig nieder, denn da lag wieder alle die Schönheit vor ihm, das Wasser und die Berge im goldenen Duft, und er konnte fast nicht mehr weg.

Aber er tat es doch, denn er wußte, daß er nun tun mußte, was ihn die Wirtin hieß, weil er dafür bei ihr wohnen durfte.

Als er in den Garten trat, hörte ihn schon das Büblein — denn die Tür stand immer offen — und es rief: „Komm und spiel wieder!“

Die Frau Menotti kam heraus und gab dem Rico freundlich die Hand und zog ihn in das Zimmer hinein. Es war eine große Stube, und man sah durch die breite Tür schön in den Garten und auf die Blumen hinaus. Das kleine Bett des kranken Bübleins stand gerade der Tür gegenüber und daneben standen nur Tische und Stühle und schöne Kasten im Zimmer, aber kein Bett mehr, denn des Nachts wurde das kleine Bett ins Nebenzimmer gebracht, wo auch dasjenige der Mutter stand; und am Morgen trug man das Bettchen mit dem Insassen wieder in die schöne, frohe Stube hinaus, wo jeden Morgen die

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_069.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)