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fragte Leni. „Wie ist das möglich?“ Block sah sie mit einem so gespannten Blick an, als traue er ihr die Fähigkeit zu, jetzt noch die längst ausgesprochenen Worte des Richters zu seinen Gunsten zu wenden. „Nicht günstig,“ sagte der Advokat. „Er war sogar unangenehm berührt, als ich von Block zu sprechen anfing. Reden Sie nicht von Block, sagte er. Er ist mein Klient, sagte ich. Sie lassen sich mißbrauchen, sagte er. Ich halte seine Sache nicht für verloren, sagte ich. Sie lassen sich mißbrauchen, wiederholte er. Ich glaube es nicht, sagte ich. Block ist im Prozeß fleißig und immer hinter seiner Sache her. Er wohnt fast bei mir, um immer auf dem Laufenden zu sein. Solchen Eifer findet man nicht immer. Gewiß, er ist persönlich nicht angenehm, hat häßliche Umgangsformen und ist schmutzig, aber in prozessualer Hinsicht ist er untadelhaft. Ich sagte untadelhaft, ich übertrieb absichtlich. Darauf sagte er: Block ist bloß schlau. Er hat viel Erfahrung angesammelt und versteht es, den Prozeß zu verschleppen. Aber seine Unwissenheit ist noch viel größer als seine Schlauheit. Was würde er wohl dazu sagen, wenn er erfahren würde, daß sein Prozeß noch gar nicht begonnen

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Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_343.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2018)