Seite:De Kafka Schloß 030.jpg

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Glöckchen abgelöst, vielleicht noch oben, vielleicht aber schon im Dorfe. Dieses Geklingel paßte freilich besser zu der langsamen Fahrt und dem jämmerlichen, aber unerbittlichen Fuhrmann.

„Du,“ rief K. plötzlich - sie waren schon in der Nähe der Kirche, der Weg ins Wirtshaus nicht mehr weit, K. durfte schon etwas wagen - „ich wundere mich sehr, daß du auf deine eigene Verantwortung mich herumzufahren wagst, darfst du denn das?“ Gerstäcker kümmerte sich nicht darum und schritt ruhig weiter neben dem Pferdchen. „He“, rief K., ballte etwas Schnee vom Schlitten zusammen und traf Gerstäcker damit voll ins Ohr. Nun blieb dieser stehen und drehte sich um; als ihn K. aber nun so nahe bei sich sah - der Schlitten hatte sich noch ein wenig weiter geschoben - diese gebückte, gewissermaßen mißhandelte Gestalt, das rote müde schmale Gesicht mit irgendwie verschiedenen Wangen, die eine flach, die andere eingefallen, den offenen aufhorchenden Mund, in dem nur ein paar vereinzelte Zähne waren, mußte er das, was er früher aus Bosheit gesagt hatte, jetzt aus Mitleid wiederholen,

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_030.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)