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manchmal zu mir, ich klagte ihm nicht, aber er wußte, um was es ging, und weil er ein guter Junge ist, kam es vor, daß er mit mir weinte. Und als der damalige Gastwirt, dem die Frau gestorben war und der deshalb das Gewerbe aufgeben mußte, auch war er schon ein alter Mann, einmal an unserem Gärtchen vorüberkam, und uns dort sitzen sah, blieb er stehen und bot uns kurzer Hand das Wirtshaus zur Pacht an, wollte, weil er Vertrauen zu uns hatte, kein Geld im voraus und setzte die Pacht sehr billig an. Dem Vater wollte ich nicht zur Last fallen, alles andere war mir gleichgültig, und so reichte ich in Gedanken an das Wirtshaus und an die neue, vielleicht ein wenig Vergessen bringende Arbeit Hans die Hand. Das ist die Geschichte.“

Es war ein Weilchen still, dann sagte K.: „Die Handlungsweise des Gastwirts war schön, aber unvorsichtig, oder hatte er besondere Gründe für sein Vertrauen zu Ihnen beiden?“

„Er kannte Hans gut,“ sagte die Wirtin, „er war Hansens Onkel.“

„Dann freilich,“ sagte K., „Hansens Familie war also offenbar viel an der Verbindung mit Ihnen gelegen?“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_158.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)