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meine schöne Braut ein Spinnrad anrühren!“ Damit war sie das böse Flachsspinnen los.


15.


Hänsel und Grethel.


Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker, der hatte nichts zu beißen und zu brechen und kaum das tägliche Brot für seine Frau und seine zwei Kinder, Hänsel und Grethel. Endlich kam die Zeit, da konnte er auch das nicht schaffen, und wußte keine Hülfe mehr für seine Noth. Wie er sich nun Abends vor Sorge im Bett herumwälzte, sprach seine Frau zu ihm: „höre Mann, morgen früh nimm die beiden Kinder, gieb jedem noch ein Stückchen Brot, dann führ sie hinaus in den Wald, mitten inne, wo er am dicksten ist, da mach ihnen ein Feuer an, und dann geh weg und laß sie dort allein, wir können sie nicht länger ernähren.“ „Nein Frau, sagte der Mann, das kann ich nicht über mein Herz bringen, meine eigenen lieben Kinder den wilden Thieren im Wald zu bringen, die sie bald würden zerrißen haben.“ „Nun, wenn du das nicht thust, sprach die Frau, so müssen wir alle miteinander Hungers sterben;“ und ließ ihm keine Ruhe, bis er einwilligte.

Die zwei Kinder waren auch noch vor Hunger wach gewesen, und hatten mit angehört, was die Mutter zum Vater gesagt hatte. Grethel dachte, nun ist es um mich geschehen und fing erbärmlich an zu weinen, Hänsel aber sprach: „sey still, Grethel,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)