Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 153.jpg

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sollte ihn ein wenig lausen. Bald schlummerte er ein, blies und schnarchte; da faßte sie ein goldenes Haar und riß es aus und legte es neben sich. „Au weh! rief der Teufel, was ist das?“ „Ich hatte einen schweren Traum, sprach die Ellermutter, da hab ich dir in die Haare gefaßt.“ „Was träumte dir denn?“ „Mir träumte ein Marktbrunnen, der sonst Wein quoll, wäre versiegt, und wollte nicht einmal Wasser quellen; was ist wohl Schuld?“ „He! wenn sie’s wüßten! antwortete der Teufel, es sitzt eine Kröte unter einem Stein im Brunnen, die müssen sie tödten, dann wird er schon wieder anfangen zu fließen.“ Nun lauste ihn die Ellermutter wieder, bis er einschlief und schnarchte, daß die Fenster zitterten, da riß sie ihm das zweite Haar aus. „Hu! was machst du?“ schrie der Teufel zornig. „Sei nicht bös, sprach sie, ich habs im Traume gethan.“ „Was träumte dir denn?“ „Mir träumte, in einem Königreich ständ ein Obstbaum, der hatte sonst goldne Aepfel getragen, und wollte jetzt nicht einmal Laub treiben: was ist wohl Schuld?“ „He! wenn sie’s wüßten! antwortete der Teufel, an der Wurzel nagt eine Maus, wo sie die tödten, wird er schon wieder Goldäpfel tragen; nagt sie noch weiter, so verdorrt er. Aber laß mich mit deinen Träumen in Ruh und wenn du mich noch einmal weckst, so kriegst du eine Ohrfeige.“ Die Ellermutter lauste ihn wieder, bis er einschlief und schnarchte; dann faßte sie auch das dritte goldne Haar und riß es aus. Der Teufel fuhr in die Höhe und wollte übel wirthschaften, aber sie besänftigte ihn und sprach: „das sind böse Träume!“ – „Was träumte dir denn?“ – „Mir träumte von

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_153.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)