Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 170.jpg

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nichts in deinen Kopf, ich mag es anfangen, wie ich will, du sollst mir fort, damit berühmte Meister es mit dir versuchen.“ Nun ward der Junge in eine fremde Stadt geschickt, und blieb bei den Meistern ein ganzes Jahr. Nach Verlauf desselben kam er wieder heim, da fragte ihn der Vater: „nun, was hast du gelernt?“ Der Sohn antwortete: „Vater, ich habe gelernt, was die Hunde bellen.“ „Das Gott erbarm! sprach der Vater, das ist alles, was du gelernt hast! nun sollst du in eine andere Stadt, zu andern Meistern.“ Der Junge ward hingebracht und blieb wieder ein ganzes Jahr; als er darnach zrück kam, sprach der Vater: „nun, was hast du gelernt?“ Der Sohn antwortete: „Vater, ich habe gelernt, was die Vögli sprechen.“ Da ward der Vater zornig und rief: „o du verlorner Mensch! hast die kostbare Zeit wieder zugebracht und nichts gelernt, und schämst dich nicht mir vor die Augen zu kommen? nun schick ich dich zum drittenmal zu andern Meistern, aber lernst du diesmal nichts, so will ich dein Vater nicht mehr seyn.“ Da ward der Sohn wieder in eine andere Stadt zu den Meistern gebracht und blieb das ganze Jahr da; als er nach Haus kam, fragte der Vater: „nun, was hast du gelernt?“ „Lieber Vater, antwortete er, ich habe dieses Jahr gelernt, was die Frösche quacken.“ Da ward der Vater ganz zornig, sprang auf, rief seine Leute und sagte: „dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich stoße ihn von mir und gebiet euch, ihn hinaus in den Wald zu führen und zu tödten.“ Sie nahmen ihn und führten ihn hinaus, aber als sie ihn tödten sollten, konnten sie nicht vor Mitleiden und ließen ihn gehen,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)