Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V2 127.jpg

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Der König in dem Schloß aber, als er aufwachte, sah drei Riesen da todt liegen; ging in die Schlafkammer seiner Tochter, weckte sie auf und fragte, wer das wohl gewesen, der die Riesen ums Leben gebracht. Da sagte sie: „lieber Vater, ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.“ Wie sie nun aufstand und ihre Pantoffeln anziehen wollte, da war der rechte weg, und wie sie ihr Halstuch betrachtete, war es durchschnitten und fehlte der rechte Schlippen, und wie sie ihr Hemd ansah, war ein Stückchen heraus. Der König ließ den ganzen Hof zusammen kommen, Soldaten und alles was da war, und fragte, wer seine Tochter befreit und die Riesen hätte ums Leben gebracht? Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte, er hätte es gethan. Da sprach der alte König, so er das vollbracht, sollte er seine Tochter auch heirathen. Die Jungfrau aber sagte: „lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, so weit als mich meine Beine tragen.“ Da sprach der König, wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen und sich einen irden Geschirr-Handel anfangen. Da thät sie ihre königlichen Kleider aus und ging zu einem Töpfer und borgte sich einen Kram irden Werk; versprach ihm auch, wenn sie’s am Abend verkauft hätte, es zu bezahlen. Nun sagte der König, sie sollte sich an eine Ecke damit setzen und es verkaufen, dann bestellte er etliche Bauernwagen, die sollten mitten durchfahren, daß alles in tausend Stücke ging. Wie nun die

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)