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hie diu geisel, dort der topf[1]

laz kint in umbe triben,
so lobt manz vor den wiben.

Und ein Ausdruck bei Reimar dem Alten (Maness. I. 80 b.) ist wahrscheinlich darnach zu erklären: „so wenent topfknaben wislichen tuon,“ dumme Knaben, die mit dem Kreisel spielen, dünken sich weise, kluge Leute. – Scherben auf dem Wasser tanzen lassen, welchem der abprallende Stein am meisten Sprünge thut, der ist der Sieger. Ein uraltes, weit verbreitetes Spiel. Die Griechen kannten es unter den Namen ἑποστρακισμός (s. Meursii Graecia ludibunda); engl. Shipping, dänisch: at slaae Pläder (Thorlac. antiq. boreal. sp. IV. 237.) französ. faire des ricochets. Die äußerst mannigfachen bildlichen Ausdrücke die in Deutschland üblich sind, verdienten einmal vollständig zusammengestellt zu werden (einen Theil findet man im Morgenblatt 1816 Nr. 16-19.), sie sind fast immer von der hüpfenden Bewegung des flachen Steins genommen, z. B. die Braut führen, die Braut, die Jungfrau schlagen (in Hessen), weil diese nämlich lustig tanzt und hüpft. So auch das Bäuerlein lösen; Ferner: im katholischen Schwaben: die liebe Frau lösen. Wasserjungfern, das Wassertäucherlein machen, Frösche werfen, oder: Brot schneiden, Butterbrot streichen, und die einzelnen Ausdrücke: pflinzern, plätschern, schiffeln, stelzeln u. s. w. – Tatze, Dotze, heißt in der Schweiz das


  1. topf ist der Kreisel (noch gebräuchlich in Dilltopf); engl. top, franz. toupie.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). G. Reimer, Berlin 1819, Seite XXVII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_A_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)