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während in dem unter den jetzigen Glockenräumen gelegenen vierten Geschoss auf heute zugemauerten, den darüber befindlichen Schallöffnungen ähnlichen, gekuppelten Rundbogenfenstern die Zifferblätter der Uhr in neuer Zeit befestigt wurden.

Das nun folgende untere Glockenhaus hat auf jeder Seite zwei je von einer Rundbogenblende umrahmte Doppelfenster, deren Rundbogen auf Trägem und Mittelsäulchen mit schlichten Würfelkapitälen, sowie steil attischen Basen aufruhen. Das oberste Geschoss schliesslich besitzt als Klangarkaden je 5 zusammen gekuppelte Rundbogenöffnungen, deren Stürze von vier Säulchen getragen werden, welche denen der unteren Schallöffungen gleichen.

Die darüber sich erhebenden vier niederen Giebel mit Rundfenstem und einfachen Giebelblumen, sowie das über Eck gestellte, vierseitige Pyramidendach aus Quadern mit Knauf und Kreuz sind moderne Ergänzungen eines offenbar ähnlich gewesenen Dachabschlusses.

Hieran anschliessend wird in der Ecke zwischen Ostthurm und nördlicher Querhausfaçade Querhausconche ein Theil der dort eingebauten Querhausconche sichtbar. Das Dachgesims dieses Gebäudetheils, eine einfache Schräge mit Platte ist durch gut gezeichnetes romanisches Blattornament geziert und ruht auf einem Bogenfries auf, dessen unprofilirte Rundbogen von schlicht abgeschrägten Konsolen getragen werden. In der sonst ungegliederten Mauerfläche befindet sich neben einem später eingebrochenen, gothischen, zweitheiligen Masswerkfenster eine alte romanische Fensteröffnung, deren Leibungen durch einfache, rechtwinkelige Abtreppungen gegliedert sind.

Die Nordfaçade des Querhauses zeigt sich heute namentlich in der Giebelpartie Querhaus völlig verändert; ob aber der Giebel ursprünglich so ungegliedert gewesen ist, wie ihn unsere Aufnahme der Nordseite vor der Restauration darstellt, erscheint im höchsten Grade unwahrscheinlich. – Die sonst gleich den Thurmuntergeschossen von Ecklisenen begrenzte und von einem Bogenfries abgeschlossene Mauerfläche wird in ihrem oberen Theile von zwei in tiefer Schräge liegenden und von reichstem, romanischem Profil umrahmten Rundbogenfenstern durchbrochen, während unten, merkwürdigerweise nicht in der Achse der Façade, sondern nach rechts verschoben, ein noch späteres Portal in das Innere der Kirche führt. Die schmale, von gedrücktem Spitzbogen abgeschlossene Thüröffnung wird von einem Giebelüberbau umschlossen, der auf breiten, an den Ecken profilirten Wandpfeilern mit Kämpfergesimsen, aufruht. Am Boden ist gleichwie an Thurm und Conche ein romanischer Quadersockel erhalten, dessen Profilirung sich aus kräftigen Schrägen und Platten zusammensetzt

Auf der Westseite des Querbaues, dort wo die Aussenmauer des nördlichen Seitenschiffes anstösst, steht ein niederes, rundes Thürmchen, das einst in einem jetzt abgerissenen, späteren, rechteckigen Anbau verborgen, heute einen sechsseitigen Abschluss aus rothem Sandstein erhalten hat. Sein ursprünglicher Zweck ist nicht mehr erkenntlich; wahrscheinlich vermittelte es den Aufstieg zu den Dachböden der Kirche, vielleicht auch zu einer in ganz früher Zeit vorhandenen Emporenanlage.

Jedenfalls aber gehören dieser Rundthurm, die nördlichen Mauern des Querbaues, der nördliche Hahnenthurm, sowie die sichtbaren Reste der nördlichen Ostconche, zusammen mit zu den älteren Theilen des ganzen Gebäudes, wobei jedoch die beiden grossen Rundbogenfenster des Querbaues, die in ihrer jetzigen Gestaltung erst später, wohl zur Zeit nach der Ueberwölbung des Innern, in die Mauer eingesetzt worden sein

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)