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Wandflächen und dreimal sich verjüngende von Fialen bekrönte Strebepfeiler, um welche sich die tief unterschnittenen Gurten und Gesimse herumkröpfen, nehmen an den Ecken den Schub der Gewölbe auf. Ueber den schlanken Fenstern und unter dem tiefkehligen Dachgesims geben kleine, an den Kanten abgeschrägte, viereckige Fensterschlitze dem hohen Dachraum Licht, der sich westlich nach dem Langhause zu an einen über dem Triumphbogen errichteten Mauergiebel anlehnt.

Der Erdgeschossraum des Chorbaues ist ähnlich jenem der Sakristei als Krypta Unterkirche ausgestaltet und von aussen durch sieben Arkaden zu betreten, deren kräftig durch einfache Absätze und Schrägen profilirte Spitzbogen auf gedrungenen Pfeilern aufruhen, mit reich und vorzüglich gearbeiteten Blattkapitälen, die jedoch in späteren Zeiten theilweise eine Ueberarbeitung und Abmeiselung erfahren haben. Den polygonen Innenraum überdeckt ein ringförmiges Sterngewölbe, das von einem dicken, runden Mittelpfeiler ohne Kapitäl getragen wird und dessen Rippen an der Rückwand auf mit Blattwerk verzierten Konsolen, an den Aussenpfeilern auf vorgestellten Dreiviertelsäulchen mit guten Blattkapitälen und einfachen Sockelschrägen aufsitzen. Als Schlusssteine in den 10 Gewölbefeldern dienen runde mit Blattornament gezierte Platten die von je drei schwebenden Engeln gehalten werden. (Fig. 11.)

Die ganze Ornamentation und Ausführung dieser bei der Chorweiterung durch das steil abfallende Gelände nöthig gewordenen Anlage zeugt von vorzüglichem Geschmack, sowie ausgezeichneter Schulung und muss mit zu dem Besten gerechnet werden, was aus der gothischen Zeit uns in Breisach erhalten ist.

Als Material zu den Bruchsteinmauern der ältesten Bauperioden diente das Material Dolorit und Basaltgestein des Breisacherbergs selbst oder des Kaiserstuhls, das dann vielleicht von Achkarren beigeführt wurde. Zu den Architekturtheilen benutzte man in frühester Zeit Tertiärkalk, wie er bei Riegel vorkommt, oder Kohlensandstein aus den Brüchen von Steinbach, Diersburg oder Badenweiler und schliesslich auch noch sogenannten Vogesensandstein.

Für die feineren Arbeiten der gothischen Periode ist Buntsandstein verwendet, der zu Thennenbach und bei Schlierbach bei Freiburg gebrochen, auch zum Freiburger Münsterbau gebraucht wurde.

Das romanische Umfassungsmauerwerk ist grösstentheils mit sogenannten ‚gerichteten Steinen‘ hochgeführt, heute aber zumeist mit einem alles verdeckenden und ausgleichenden Spritzbewurf überzogen, da wohl bei der Restauration die Aussenflächen des vulkanischen Gesteins von der Witterung bereits zu sehr angegriffen zu sein schienen. Die Bauten der gothischen Zeit, der gesammte Chor und der Westbau theilweise sind in wohlgefügtem Quadermauerwerk errichtet; doch hat auch hier Cement und Putz der Restauration vielfach das alte Aussehen verwischt. (Fig. 12.)

Betritt man das Innere des Münsters von Norden durch die Pforte des Querhauses, Inneres so gelangt man zunächst in den Ostbau, der die Verbindung zwischen dem Chor und dem dreischiffigen Langhaus herstellt. Seinen Grundriss bilden drei Rechtecke, von denen das der Vierung und das nördliche (beide beinahe quadratisch) einander gleichen, während das südliche auch in den Umfassungsmauern heute nicht mehr winkelrecht um fast ein Drittel weniger breit erscheint.

Nach Osten sind zu beiden Seiten des Chors zwei in der Viertelskugel überwölbte Conchen vorgelegt, die in unprofilirten Rundbogen nach den seitlichen Theilen des

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)