Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 141.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

versiehet / zu ergiessen pflegt / grossen Schaden erlitten / hat er endlich alles von aussen mit Mauersteinen mauren lassen / die Fundament so starck angeleget / daß die Brustwehren oben in die 15. und 16. Werckschuch dick seynd: der Bolwercke gegen das Land seynd fünffe / alle groß und hoch gebauet / daß sie mit Leitern unmüglich oder schwerlich zu besteigen. Gegen die Oder seynd tenaillen; die Bollwerck haben rund umb contramines, und seynd mit Casamatten versehen; auff zween Bollwercken stehen hohe gemaurte Cavallier, oder Katzen / insonderheit auff dem einen nach der Neuen-Marck / ist das Cavallier so groß / daß noch eines darauff gebauet / auch in zimlicher Grösse / also daß auff dem Bollwerck vier Streichen übereinander kommen / nemlich die erste auß der Casamatten, die ander vom Wall / die dritte von der untern Katzen / und die vierdte von der Obern Katzen / und auff zween Bollwercken seynd zween Windmühlen gebauet / die auch schwerlich von weitem zu verderben seyn; sonst seynd auch auf allen Spitzen der Bollwercke Pulver Thürne; die Graben seind alle lebendig Wasser / dann auff einer Seiten fleusset die Oder / in welcher man eigentlich das Wartewasser vom Oderwasser unterscheiden kan / dann an der Vestung ist das Wartewasser schwartz / und an dem andern Ufer das Oderwasser gelblicht weiß. Auf der andern Seite ist die Warte zwiefältig / im Winter / wann die Graben einmal geeyset seynd / so frieren sie nicht leichtlich wieder zu; die Oder hat trübsandigen Grund und die Warte ist morastig / scheinet bißweilen untieff / weil die Oder jeweils etwas Sand außwirffet auff den Moraß / aber wann man mit einer Stangen darein sticht / so befindt man das Gegenspiel / das Wasser ist unmüglich zu benehmen. Man kan bey truckener Zeit und kleinem Wasser bißweilen etliche Brücken umbfahren / wann man in die Vestung will / aber ins gemein muß man von Franckfurt her / über einen Tham / der drey vierthel Meilen lang ist / und 36. grosse und kleine Brücken biß an die Vestung hat / ziehen; Nach der Neu-Märckischen Seiten zu / ist der Tham nicht so lang / und seynd auf demselben biß an die Vestung nur sieben Brücken; die lange Brücke über die Oder ist 400. Schritt lang / dafür lieget auch eine gute wohlerbaute Schantze / so gegen der Vestung offen / und Churfürst George Wilhelm bauen lassen; sonsten seynd auch umb die Vestung gute Aussenwercke / alles mit Thoren / Zugbrücken / Schlagbäumen und corps-des-gardes wol versehen. Die Wiesen herumb lauffen mit grossem Wasser gantz über / und gegen das Sternbergische Land / ist in die anderthalb Meilen breit / Wasser / Moraß / Schilf und Gesträuche / und von der Seiten zu der Vestung nicht zugelangen. Inwendig hat sie drey stattliche Zeughäuser / derer das gröste in die dreyhundert Schritt lang ist und seynd solche alle gantz voll grosser und kleiner Stücke und Feuer-Mörsel / Kugel und dergleichen / was zum Feld zugehöret / haben noch zween Bödemen über sich / die sind mit Mußqueten / Röhren / langen Spiessen / Handmühlen und dergleichen versehen; und obwol bey wehrendem langen Kriege die Zeughäuser auff die Helffte ledig worden / so hat doch dieser regierender Churfürst Friderich Wilhelm solches alles wieder ersetzet / und erfüllet / wie auch alle zerfallen Wercke / Gebäude und Schellungen repariren / und noch mehr darzu bauen lassen.

Es seynd auch drinnen drey grosse lange / von etlichen Gaden hoch / Kornbödeme / die auch mit allerhand Getreyde wol versehen seynd / will geschweigen deß Holtzgewölbes / Speckhauses / Werckhauses / darin die affuyten zun Stücken und Stückenräder gemachet werden / Zeugschmiede / stadtlich Gewölbe / Schiffmühlen / Mengde der Schiffe / Gießhauses und dergleichen. Auch hat immer eine starcke Quarnison von 1000. wolgeübten Soldaten / darunter Zeugwarter und Büchsenmeisten (ohne die Bürgerschafft) gerechnet / darinnen gelegen / derer Obrister und Gouverneur in die 13. Jahr gewesen Conrad von Burgsdorf / Churf. Durchl. Ober-Cammerherr / weil Er aber meistentheils bey Ihr. Churfürstl. Durchl. ist / seynd in seinem Abwesen alda der Obriste Lieutenant / Balthaser von der Marwitz / der Obriste Wachtmeister Jacob Holst / und andere Hauptleuthe und Befehlichshaber bey ihnen / so alte und erfahrne Kriegsleute seyn / die dann sampt ihren Vorfahren die Vestung also bewahret / daß

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_141.png&oldid=- (Version vom 11.3.2023)