Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 190.png

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welche ein hültzene Brucke gehet / in der Mittel Marck / in dem Lebussischen Cräyß. Ist gegen dem Lande mit Mauren / Thürnen / und doppelten Gräben verwahrt. Hat feine weite Gassen / einen hübschen grossen Marckt / und auch schöne wolerbaute Häuser vor dem nechsten Krieg gehabt: Hält 3. Jahrmärckte / auf Reminiscere / Margarethae / und Martini. Die Carthauß alhie / ausser der Stadt / ist Anno 1396. fundiret worden / deren Prior Johannes ab Indagine gewesen / der / wie Dresserus schreibt / über 300. Tractat gemacht hat. Die Communität ist im Minoriten Closter / darin acht Tische vor diesem seynd gespeiset worden / und hat ein Person die Wochen fünff Groschen / das übrige der Herr Churfürst geben. Der Hohen-Schul Collegia seynd absonderlich. Die Pfarrkirche / und S. Niclas Kirchen / sampt dem Rathhause / seynd sonsten da sonderlich zu sehen; zu welchen man vor diesem deß D. Christophori Pelargi Bibliothec / in 3. Zimmer eingetheilet / gethan hat. Gleich an der Stadt seynd die Weinberge / und bey deren einem ein Brunn / so der Poeten Brunn genennet wird / von welchem man sagt / daß das Holtz so man da hinein wirfft / zu Stein werde. David Froelich lib. 1. part. poster. Bibliothecae seu Cynosurae Peregrinantium, schreibet / daß auß der besagten Carthauß ein Wasser quille / so das Holtz in Stein verwandele. Er sagt auch daß das Bier alhie ins gemein Pöffel genandt werde. Der Wein aber so da wächst / wird weit verführet. Was sich sonsten daselbst begeben / und wie diese Stadt in den Bann vorzeiten kommen / und ihr sonsten ergangen davon mag man die Märckische Chronic Enzelii, und Angeli, auch zum Theil obgedachte Autores lesen. Wir wollen zum Beschluß allein etlicher Geschichten gedencken. Als Jeckel Rhebock / oder wie ihn andere nennen / Menike von Belitz / ein alter Müller zum Hundlufft der in seiner Jugend deß Marggraff Waldemars Schildknabe gewesen / sich vor denselben / so unlängst verstorben war / weil er ihme an statur, Alter / und Gestalt nit unänlich / außgeben / und durch Hülff etlicher Fürsten / so den Bayern die Marck nicht gönneten / sich fast der gantzen Marck / außgenommen Franckfurt an der Oder / Spandau / und Treuen Brietzen / bemächtigt / und Ihme auff gemeinem Landtage zu Alten-Brandenburg huldigen lassen; so hat Er umbs Jahr 1345. den rechten Churfürsten und Marggraffen Ludovicum, Käysers Ludovici deß Vierten Sohn alhie belagert / deme wol 14. Fürsten sollen beygestanden haben. Ist auch endlich König Carl auß Böheim / den theils dem Bapst zu lieb wider besagten Käyser Ludwigen erwöhlt haben / zu ihnen für Franckfurt in eigner Person kommen / und den vermeinten Waldamar / alda / wo die Carthauß liget / mit der Marck Brandeburg / und Churfürstlicher Würde belehnet / auch ihn / wie einen Churfürsten / zusich / an die Käyserliche Tafel gezogen / und alles mit offentlichen Brieffen bestätiget. Aber Churfürst Ludwig hielt sich so feste / und vorgemeldte 3. Städte / stunden so beständig bey ihme daß die Fürsten die Belägerung der Stadt Franckfurt wieder auffheben musten. Anno 1381. seynd etliche hundert Häuser allhie abgebronnen. Anno 1432. haben die Hussiten auß Böheim nicht allein die Vorstadt Gubisch alda verbrandt / sondern auch die Stadt selbsten hart belagert; aber sie wurden von den Burgern tapffer abgetrieben. Von der Religions-Aenderung alhie Anno 1620. schreibet Nicol. Helduader. part. 2. sylv. Chronol. pag. 306. also: Christophorus Pelargus hat in der Stadt Franckfurt an der Oder / am Grünen-Donnerstag angefangen den Calvinismum offentlich zu introduciren / Stühle / Tisch / und Bäncke / in die Kirch einbringen lassen / ob wann die Kirche verkaufft / daß man den Weinkauff darinnen trincken solte; aber die Burger verstöreten ihm das Gelach / also / daß er sich verbarg / und gieng zum Tempel hinauß / biß hiher gedachter Autor. Anno 1629. hat sich viel Teufels-Gespenst alhie sehen / und verspüren lassen. Selbiges hat auch in zwölff Personen unerhörter / und schröcklicher Weise die Hälse zerbrochen / wie in der Frühlings-Relation dieses Jahrs / p. 95. stehet. Anno 1631. hat der König auß Schweden diese Stadt mit Gewalt erobert / viel Stuck / Fähnlin / und anders / ausser viel vornehmer Gefangenen / bekommen. Anno 33. hat sie der Käyserische Generalissimus Friedland eingenommen. Ward darauff

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_190.png&oldid=- (Version vom 25.3.2023)