Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 210.png

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Auff den andern beyden Seiten / und sonst umblängst her / hat es einen ebnen Platz / oder schlecht Land / und für der Stadt / etliche Saltzquellen / da vor Zeiten so gut Saltz / als jetzo zu Lünenburg / gemachet worden ist. Aber man hats / in Mangel deß Holtzes / müssen abgehen lassen. Diese Sültze hat Jaromarus II. auß Rügen / Anno 1240. dem Closter Eldenow gegeben. Die Stadt hat drey Pfarrkirchen / zwey Clöster / davon eines der Academi / das ander der Stadt Schulen zugelegt ist: auch sonsten viel Landgüter / und grosse Freyheiten. Dann in den Kriegen / so die Pommern / und Mechelnbürger / deß Landes zu Rügen halben / geführet / haben sich die von Greiffswald bey den Pommerischen Fürsten treulich und wol gehalten: Darumb sie hoch befreyet / und begnadet worden. Dieser Stadt gehört auch das beflossene Ländichen / die Oehe / (von Lubino und Piscatore, Die) genant / zu / so ungefähr 5. oder 6. Meilen von ihr in der See gelegen. Darauff stund vor diesem ein Holtz / darinnen sie die schönsten Pferde gezogen / die sie darinn / ohne alle Wartung / haben gehen lassen / und im Winter mit genugsamen Heu versehen. Doch ist auch eine Capelle daselbst gewesen / in welcher die Fischer / wann sie nach dem Häringe / Stöer / und anderen Fischen / ausstelleten / vor diesem haben eine Messe lesen lassen. Da aber einmal die Capelle war offen gebliben / und im Winter die Pferde hinein gegangen / und die Thür darauff zugefallen war / seynd sie alle / so viel ihrer drinnen gewesen / für Hunger erstorben. In diesem Ländichen wächset ein Kraut / daß sie Rameß / und wild Knoblauch nennen / sehr häuffig / und umb Pfingsten / wann es blühet / riechet so starck / daß man nicht wol darauf bleiben kan / und der Rehe Fleisch / die auff dem Ländichen (Insul) seynd / und Butter / so alda gemacht wird / soll umb solche Zeit nach dem Kraut starck schmecken. Es hält diese Stadt zweymal Marckt / als auff Jacobi / und Aller Heiligen. Unter den obgedachten Freyheiten ist auch diese / daß sie / die Stadt / für die Fürstensteuer jährlich mehr nicht / dann eine Tonne Rheinischen Wein / und ein Tonne Mette (oder Kirchtranck / wie ein alte Chronicke meldet) geben / und zu Wolgast entrichten dörffen. Anno 1456. hat Hertzog Wartisl. der Neunte in Pommern / die Universität / oder hohe Schul / alhie gestifftet / und D. Heinrich Rubenowen / den Greyffswaldischen Burgermeister / der zuvor König Erichen in Dennemarck Cantzler gewesen war / und grosse Beförderung zu solchem löblichen Werck gethan / zum ersten Rectoren erwehlet. Es wuchs aber der neuen Universität bald allerley Ungemach zu. Dann da Hertzog Erich der II. deß besagten Stiffters Sohn / bey dem Dorffe Horst / so dem gedachten Doctor Rubenowen / und etlichen Stralsundischen verpfändet war / jagete / und Außrichtung von den Bauren daselbst forderte / sind ihme / aus D. Rubenowen Anstifftung / etliche seiner Diener angehalten / und ihme die Huldigung versaget worden. Hierüber thaten sich etliche Professores mit Dieterich von Dörpten / dem andern Burgermeister / zusammen / und brachten es dahin / daß Doctor Rubenowen / eine zeitlang aus der Stadt / nach dem Sunde / weichen muste. Aber er kam / nach Verlauff eines Viertel Jahres / wiederumb in die Stadt / und wie er ein beredter ansehnlicher Mann war / weltzete er alle Schuld dermassen von sich ab / daß die Gemeine zufuhr / und alles Unheil deme von Dörpten zurechnete / und ihme den Grind abschmeissen ließ. Vier Jahr hernach / und eben am letzten Decembris deß 1462. Jahrs / ward offtgemelter Doctor Rubenow / durch einen Leinweber / Clauß Huermann / und einen andern / mit Nahmen Damerow / auff der Rathstuben erschlagen / und das zwar / wie etliche muthmassen / auß Anstifftung deß andern Burgermeisters / Dieterichs Langen. Die Thäter kamen in Eil davon / und ward an deß erschlagen Burgermeisters Stelle / einer von seinen Widerwärtigen / Clauß von Osten erwählet. Da es sich nun zu einem wüsten Allarm anließ / kam besagter Hertzog Erich in die Stadt / und ward dasmal aller weiteren Unruhe abgeholffen. Nichts desto weniger / als die beyde Männer / so D. Rubenowen erschlagen hatten / von den neuen Burgermeistern / Clauß von der Osten / und Dieterich Langen / wieder Geleit erlangeten / gedachten solches deß entleibeten Freunde / und insonderheit Henning Henninges / der seine Schwester zur

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_210.png&oldid=- (Version vom 12.4.2023)