Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 250.png

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nebenst Alt und Neu Torgelow / ewiglich den Hertzogen aus Pommern verbleiben solte / biß ihnen 13. tausend Marck lötiges Silbers erleget würden. Im Jahr 1445. unterstund sich Churfürst Friederich von Brandeburg / die Stadt Pasewalck / und das Schloß Torgelow / mit Gewalt an sich zu bringen; konte aber denen nichts angewinnen. Endlich wäre Pasewalck fast durch Verrätherey übergangen. Dann es waren 2. Einwohner daselbst auß der Marck bürtig / die Langhälse genant / die vergruben ihre Barschafft / und was ihnen lieb war / und zündeten eben umb die Zeit ihre Häuser an / da der Feind draussen stürmete. Da musten nun die Burger das Feuer löschen / die Fürsten aber / und Kriegsvolck / die Wäll und Mauren / verthedigen. Der Feind bekam im Anfang / da das Feuer fast 2. Gassen verzehret hatte / die Wälle ein; brach auch an dem Prentzlowischen Thor so hefftig / daß ers eröffnete / und zur Stadt hinein kam. Aber die Burger hatten mit der Zeit das Feur gedämpffet / und beyde Langhälse / als Verräther der Stadt / mit Weib und Kind ins Feuer geworffen / und kamen darauff ihren Fürsten / und Kriegsleuthen / so muthig zu hülffe / daß der Feind zuruck weichen / und die Belägerung auffheben muste. Hernach fielen die in der Besatzung zu Pasewalck / nebenst etlichen Burgern / auß / in die Uckermarck / und macheten allenthalben Beuthe. Da sie aber zuruck ziehen wolten / warteten ihnen die Prentzlowischen auff den Dienst / hatten auch etliche Stricke mit sich genommen / damit sie dieselbe binden wolten. Aber das Spiel wendete sich / und wurden von den Prentzlowern 200. mit ihren eigenen Stricken gebunden / und gefangen weggeführet / und die übrige in die Flucht geschlagen. An. 1468. belagerte der Churfürst von Brandenburg Pasewalck abermals vergebens. Was sich sonsten alhie zugetragen / der Teuffel sein Spiel da gehabt / und unter dem dritten Bischoff zu Cammin / Siegfrieden viel Manns und Weibspersonen sich selbst umbs Leben gebracht: Item wie sie ihren Pfarrer / Zabel Schunemann / im 1367. Jahr / verbrant / und darüber wol acht Jahr im Banne gesessen / und was sie von ihrem Pfarrer / Otto Döring / vor ungemach außgestanden / das ist anderstwo / und beym Cramero lib. 2. Hist. Eccl. c. 20. et 55. und lib. 3. c. 37. zu lesen. In dem nächsten Teutschen Krieg / hatte Pasewalck / die 3. Jahr über der Käyserlichen Einquartirung / alles / was begehret war / herauß gegeben / und war immittelst schon so verödet / daß kaum das dritte Theil möchte bewohnet werden. Es hätte die Stadt schon über 147. tausend Reichsthaler zur ordinar Contribution hergereichet / und da der Obrist / Hanß Götze / noch etlich tausend Reichsthaler praetendirte / sandte er den Obrist Leutenant Winsen Anno 1630. mit 3. Compagnien hinein / ließ bey 18. Personen / und drunter einen Burgermeister / den Fürstlichen Richter / etliche Rathsherren / und den Apothecker / Samuel Lodern / mit grossem Heulen / und Weheklagen ihrer Weiber und Kinder / ins Lager nach Gartz führen / und in Ketten zusammen schlagen / und unter dem blossen Himmel etliche Wochen in Hunger / und zufallender Kranckheit / ligen / und gab die Stadt preiß zu plündern. Und ob ihr wol dadurch fast alle Mittel / etwas an Gelde aufzubringen / benommen waren / so bemühete sie sich doch ins Lager / an victualien, und andern Sachen zu führen / und sich damit auß fernerem Unglück außzuwickeln / und ward immer fort mit Tribulier-Soldaten solches zu thun angetrieben. Endlich kommen zwo Schwedische Compagnien an / solche Stadt zu besetzen / und in Schutz zunehmen; fangen auch / nebenst der Burgerschafft / an / die Wälle zu bessern / und sich / nach Gelegenheit deß Orths / besser zu verwahren. So bald solches in das Käyserliche Lager verkundschafftet / machten sich wol ihr dreytausend / unter Orbisten Götzen herbey / und weil so wenig Soldaten / und noch darzu ohne grobes Geschütz / drinnen waren / bemächtigten sie sich bald deß Walles / und der Thöre / und kamen ungeachtet deß Widerstandes / der von den Schwedischen Soldaten geschahe / in die Stadt / macheten alles nider / was sie im Gewehr funden / und mit der Flucht sich nicht davon machete. Ja es galt auch denen / die sich gar nicht wehreten / und wurden viel nidergehauet / die übrigen geprügelt / gemartert / und alles was sie auf der Welt hätten / herfür zu geben genöthiget / das Frauenvolck / ohne Ansehen einiges

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_250.png&oldid=- (Version vom 27.4.2023)