Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 316.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Besatzung zuvor nicht attendierete Wasser-Pforte / in die Stadt / und brachten die Käyserischen dahin / daß sie einen Accord eingehen / und unter Johann Jacob de Fore noch selbigen Tag / den 14. Julij /alles raumen / und naher Gartz ziehen müsten. Anno 1635. kamen die Käyserischen wieder in Pommern / bemächtigten sich / unter dem Käyserlich. General-Wachtmeistern Rudolphen von Marazin / der Stadt Gartz / und anderer Orth / kommen darauff gegen dem Ende deß Jahrs / auch für diese schöne Stadt Stargard. Der Schwedische Commendant darin / der Obriste Baum / wolte etliche Scheunen für der Stadt / daß sie den Feinden zum Vortheil nicht dienen möchten / verbrennen. Da dann durch das aufgehende / und durch einen starcken Wind getribenes Feur / Stargard fast gar in die Asche geleget / und zum Steinhauffen gemacht worden / also daß nur 18. Häuser / 4. Buden / und S. Johanns Kirche (darüber mitten in dem Brande eine weisse gläntzende Taube gesehen ward) stehend geblieben. Und ist also auch die schöne S. Marien-Kirche / und die wol fundirte / und auß dem Closter mit grossem Nutzen deß Landes angerichtete Schule / wie auch das Rathhauß / und was sonsten köstlich gewesen / mit auffgangen. Darauf nahm auch besagter Käyserliche General / Marazin / im folgenden 36. Jahr / im vierten Sturm diese Stadt ein / darüber Obrister Skyte / auff Schwedischer Seiten / und andere Officirer geblieben / und was von Soldaten nicht nidergemacht / gefangen genommen worden. Als Anno 1637. der Schwedische Feld-Marschall Banier sich naher Pommern salvirte / so muste diese Stadt wieder leiden. Dann obwoln unter dessen alle Wercke an den Wällen von den Käyserischen / nidergerissen worden / auff daß man sie / als eine Neutral / und wehrlose Stadt / hinfort achten / und von ihr vor lieb nehmen möchte / was sie einer / oder der andern Parthey / erlegen könte: so konten die Leuthe doch da der Käyserischen geschwinder Einbruch geschahe / auch nicht bleiben / sondern die meisten begaben sich / durch die Heyde / nach Stetin / und wo sie sonst hinkonten / und liessen alles stehen / und die Käyserlichen nehmen / was ihnen beliebte. Obgedachte Banierische hatten darauff Stargard wieder in defension gesetzt / deren auch etlich Compagnien darin lagen; darumb Obrist Leutenant. Vorhauer sich an die Stadt gemacht / solche gestürmet / eine petarde ans Thor gehenckt / und das eusserste versuchet / gleichwol wieder / ohne Verrichtung / abziehen / und seine Todten mitnehmen müssen. Siehe hievon deß Johannis Micraelii Pommerlands Beschreibung / darin noch mehrers / als hieoben stehet / zu finden; und kan man auch / wie Burgermeister Jochim Appelman / seinen ungehorsamen Sohn / der ihme / wo er nicht Gelt bekäme / einen rothen Hanen auff seine Schäfferey / oder Scheune / zu setzen / getrohet hette / auffm Dorffe Bruckhausen / mit einer scharffen schleunigen Manlianischen execution, hat hinrichten lassen / lib. 6. p. 531. bey ihme auffsuchen. Es soll diese Stadt 14. Dörffer unter ihr haben.


Stendal /

Diese Churfürstlich Brandeburgische Stadt liget in der Alten-Marck Brandeburg / an der Ucht / bey einer Meil Wegs von der Elb / und Anger- oder Tangermünde; welche Käyser Heinrich der Erste Anno 920. zu erbauen angefangen / und über 50. Adeliche Geschlecht / die er zu dieser Würde erhebt / dahin gesetzt / denen er ihre Wohnungen zugeeignet / und die Stadt mit statlichen Freyheiten gezieret hat; davon Angelus in der Märckischen Chronic zu lesen ist. Und hat Er der Käyser / hernach Anno 926. einen Reichstag da gehalten / und zu dem Wendischen Krieg / der ihme alhie / durch der Wenden König / angekündet worden / sich gefast gemacht. Ligt nicht weit von einem lustigen Wald / auff einer grossen Ebne. Die Burger seyn gegen die Frembde freundlich / und ernehren sich insonderheit vom Ackerbau / und Tuchmachen / und gibt auch zimlich durchreisens alda / wann man von Hamburg / und

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_316.png&oldid=- (Version vom 21.4.2023)