Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 341.png

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herumb gelegene Schlösser / die ihnen zum Nachtheil möchten erbauet seyn / in den Grund gerissen / auch sich einmal mit den Greiffswaldischen / nemlich im 1382. Jahr / zusammen gethan / und das Schloß Gützkow zerstöret. Sonst sind sie im Fürstenthum Rügen / und gantz Pommern / wie andere privilegirte Städte / Zollfrey / und haben sehr viel andere hohe privilegia, darunter auch die Freyheit zu müntzen begriffen / zu unterschiedlicher Zeit / erlanget; darüber sie mit ihrem Lands-Fürsten / wie auch mit den benachbarten / offtmaln in grosse Irrungen / und Ungnade / gerathen seyn. Dieweil diese vornehme Stadt / im geschriebenen Pommerischen Chronico Valentini von Eickstädten / gar eigentlich abgebildet ist / wollen wirs bey den daselbst befindlichen Worten verbleiben lassen / da also stehet: Die Stadt Stralsund hat bald / nachdem sie erbauet / mit Handthierungen / und Reichthum zugenommen / dadurch denen von Lübeck abgangen. Darumb haben die von Lübeck Anno 1277. diese Stadt heimblich überfallen / daß also die Burger wieder in Holtzwerck bauen musten. Darnach ist sie noch einmal außgebrandt. Derohalben ist Rath gefunden / und die Stadt / wie zusehen ist / gantz steinern / mit grossen Unkosten / von Grund außgemauret / erbauet. Die Häuser sind einander fast gleich / die Gassen lang / und schnurgleich / so ordentlich / als eine Stadt an der See mag gefunden werden. Hat zehen Thöre / darunter sechse nachdem Wasser / und vier zu Lande gehen. Hat nenenst etlichen Capellen / drey schöne Pfarrkirchen / gewaltige hohe Gebäude mit schönen Spitzen / und Kupffer gedecket / darunter die grösseste Marienkirche / an welcher der Thurn / nachdeme vor 56. Jahr das Fundament darzu gegraben / im 1479. höher gebauet / und die Spitze mit einer güldenen Krone umbgeben ist / hat in die Länge 185. Elen / und in die Breite 90. Elen / die Höhe unter dem Gewölbe 60. Elen / und die gantze Höhe der Kirchen mit den Mauren und Spitzen 300. Elen. Die Stadt hat auch ein fein Rathhauß / und 3. Hospital auß den Clöstern erbauet; und liget am Ufer deß Meers / gegen der Insul Rügen / am Lande zu Barth. Das Meer zwischen der Insul und Stadt / ist bey einem Vierthel einer Teutschen Meile breit. Darauff gehen von den 6. Thoren 6. Brücken / daran grosse und kleine Schiffe von 150. und 200. Lasten / mehr und weniger / anlegen / und Kaufmansgüter auß und einsetzen können. Die ander Seite nach dem Lande / ist umb und umb mit tieffen Gräben / und grossen Weyern / oder Teichen / beschlossen / die zum mehrentheil über 2. Pfeilschuß wegs breit / dadurch auch von den 4. Thoren auff die Landstrassen Dämme geschüttet sind. Ihre meiste Gewerbe ist mit Getreydigt / das sie in Niderland / Norwegen / und Schottland verkauffen. Auch wird ihr Bier weit in die Mitnächtige Länder verführet. Biß hieher das besagte Chronicon M. Zacharias Orthus / vom Sund bürtig / ein Poeta Laureat. hat im 1570. Jahr / ein gar artig Carmen von dieser Stadt / und ihrer ersten Erbauung und Heldenthaten geschrieben / welches also anfänget:

Inter Vandalicas multo praeclariot urbes
Ad mare Balthiacum Sundina Strela jacet,
Dives opum, bellisque potens, ac ubere glebae,
Felix ingeniis, nobilis arte bona, etc.

Und will er / in folgenden Versen deduciren / daß die Stadt Stralsund von Jaromaro / dem Fürsten auß Rügen / im Jahr 1209. an einem andern Orth / als da man sie jetzund siehet / gebauet worden / nemlich da man auf der Vorstadt / bey der St. Marcus-Kirche rudera der verlassenen Stadt sehen kan / und daß hernach weil der situs nit gar zu bequem / sie von Jaromari Sohn / im Jahr 1230. an diesen ihren Ort verlegt seye. Als gedachter Jaromar erstlich / durch Beförderung deß Königs Waldemari von Dennemarck / diese Stadt mit Mauren umbfangen / haben die Hertzogen auß Pommern sich solches mißfallen lassen / und deßwegen / ehe sie gantz befestiget worden / sie das dritte Jahr hernach feindlich angefallen / und die Thor / und Häuser drinn mit Feur verbrandt. Und möchte dieser Schade eine Ursach gewesen seyn / warumb sie darauff bedacht worden / an einen andern / und zwar mehr bequemen Orth / sie zuverlegen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_341.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)