Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 507.png

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3. Löwen führet / in dem Theil deß Esthlands / oder Esthoniae, so Alentakia genant wird / gelegen seye / dahin auch Pontanus in Rebus Danicis, und Henricus Soterus, in Sueciae descriptione, sie setzen: wiewol sie Joh. Angel. à Werdenhagen part. 3. de Rebus Hanseat. cap. 24. fol. 353. zur Hauptstadt deß Landes Wiriae, oder Wirlands machet / so auch ein theil deß Esthlands ist / und saget / daß sie lange Zeit / wegen guter Gelegenheit deß Orts / und Meerhafens / eine Hanse-Stadt gewesen / biß das Land vom König Carolo auß Schweden Anno 1601. und 2. übel verwüstet worden; daher auch die Gewerbschafften daselbsten abgenommen; wiewol sein Herr Sohn / König Gustavus Adolphus, grosse Mühe angewendet / daß er die Handlungen allda wieder auffbringen möchte: Wie er dann nicht allein Kauffleute / und Inwohner / gar auß Niederland dahin beruffen lassen / sondern auch selbige mit stattlichen Freyheiten begabet hat. Anno 1558. hat der Großfürst in der Moscau / den 9. Aprilis / dieses Teutsche Narva belägert / und als ein unversehen Feuer in der Stadt entstanden / dieselbe / sampt dem Schloß / und Port / oder Hafen / den 12. May / erobert. Was er für eine Tyranney allhie verübet / davon ist in seinem Leben Paulus Oderborn / im Buchstaben O. iii. zu lesen. Und ist daher ein solcher Schrecken im Lande entstanden / daß die Befelchshaber in den umbligenden Schlössern / als / zu Wesenberg / Tolsburg / Nienhus / Warnebeck / Ringen / Lais / Overpalen / und andere solche freywillig verlassen / und dieselbe die Moscowiter eingenommen haben. Und ist also Narva den Reussen / biß auffs Jahr 1581. geblieben in welchem der Schwedische Feldherr / Pontus de la Gardie, diese Vestung etliche Wochen belagert / und endlich den 6. Septembr. mit Sturm erobert hat / darüber viel tausend Reussen umbkommen seynd. Und von solcher Zeit an gehört diese Stadt der Cron Schweden. Anno 1593. ist sie / durch Feuers Noth greulich geplagt worden; wie Helduaderus berichtet.

Was die oberwehnte Reussische Narve anbelangt / so wir davon in Beschreibung deß Königreichs Schweden gehandelt.


Oberpalen [WS 1]/ oder Overpalen.

Ein Schloß in Esthland / nicht gar weit von Witenstein / oder Weissenstein gelegen / dessen in den Lifländischen Geschichten etlichmal gedacht wird / sonderlich im Jahr 1577. da solches die Schweden bekommen / denen es aber hernach die Reussen wieder mit Gewalt genommen haben. Ist der Zeit wiederumb Schwedisch. Deß Königs Friderici II. in Dennemarck Gesandten / nach der Moscau / gedruckte Reiß-Verzeichnuß / nennts ein Schloß / und Stadt / dessen Königs Brudern / Hertzog Magno / dieser Ort ein Zeitlang zuständig gewesen / ehe die Schweden solchen von ihme erlangt haben.


Padies / oder Padiß /

Ein vestes Schloß / und Abtey in Esthland / und desselben Theil Haria / gelegen / zu welchem Kloster König Erich auß Dennemarck / als er Anno 1249. in Lifland kommen / den Grund / ausserhalb der Stadt Revel / legen lassen; wie Pontanus de rebus Danicis berichtet. Anno 1576. hat die Besatzung allhie diesen Ort dem Moscowiter ohne Noth auffgeben / welchen aber Ann. 1579. die Schweden / durch Hunger / erobert haben. Siehe oben Hapsal.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. lt. Namensregister OberPal
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_507.png&oldid=- (Version vom 16.5.2023)