Seite:De Merian Frankoniae 014.jpg

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zu streiten / und haben sich dahero / mit einem neuen allgemeinen Namen / thi Franckon / oder die Francken / genannt / so / in ihrer alten Sprach / so viel / als die Freyen / bedeutet hat und man noch Franck / für Frey / setzet; auch das Wort Francisia so viel ist / als eine Freyheit / und Franciscare in die Freyheit setzen bedeutet; gleich wie auch vorzeiten die Friesen daher diesen Namen bekommen; weiln sie für ihre Freyheit so tapffer gefochten haben. Dann Fri / und Frey / eins ist. Es wird aber solcher Nam Franck am ersten unter dem Käyser Valeriano gelesen. Wie sie aber in diese Gegend (so nach ihnen das Franckenland genannt worden) gelangt seyen / davon ist bey der ersten Meynung hieoben Bericht geschehen; Wiewol theils dafür gehalten / als die Alemanner ihr alte Sitz umb den Mäyn verlassen / und genen Mittag sich gewendet / daß die Francken von Mitternacht herauff gezogen seyen / und alsbald der Alemanner verlassene Aecker eingenommen haben; dadurch also diesem Lande ein neuer Nam geschöpfft worden; wie davon weitläufftiger beym Philippo Cluverio lib. 3. antiq. German. cap. 20. und Besoldo, in Thes. pract. voc. Freye Francken / zu sehen: auß denen der letzte auch voc. Würtzburg / schreibet / daß solches Land von theils der alten Scriebenten / Orientalis Francia, Antiqua Francia, Teutonica Francia; von Adamo Bremensi aber / und andern / die er am Ende deß 863. Blats / deß ersten Drucks / anziehet / Franconia, genannt werde; welcher Lateinische Nam auch demselben heutigs Tags mehrer theils gegeben wird; wiewol es der Zeit umb ein gutes enger ist / als es vor alters gewesen; wie beym besagten Besolden / und andern / zu finden; und jetzt der Necker Franckenland / und Schwaben / scheiden thut. Von einem sondern Brauch im Franckenland ist P. M. Wehnerus, in pract. juris Observat. pag. 109. und von der obwolernannten Löbl. deß Heil. Reichs Ritterschafft / pag. 447. seqq. auch von solcher Limnaeus de Jure publico lib. 6. c. 3. n. 47. et 48. und in gleichem daselbst von ihren Freyheiten / sonderlich aber der von dieser Fränckischen Reichs Ritterschafft erneuerten / und confirmirten Raths-Satzung- und Ordnungen / auch deroselbigen Privilegien / etc. Anno 1645. zu Nürnberg in 4. wiedergedruckter Tractat / zu lesen. Und hat es auch etliche Ganerben Häuser in diesem Lande.

Ehe ich aber zu der Beschreibung der Oerter schreite / wil ich diesem obigen noch beyfügen / was ich von den Francken / und dem Francken; auch den Hoch- und Wollöblichen Ständen deß Fränckischen Crayses in zweyen Scribenten / die insonderheit von den Fränckischen Sachen Bücher außgehen lassen / als dem Joann. Isac. Pontano, in Originibus Francicis, und Joanne Rivio, de rebus Francicis (davon den ersten ich selbigesmal nicht haben können; der ander aber noch nicht gedruckt gewesen ist) weiter gefunden.

Es schreibet aber Pontanus, unter vielen andern / daß vorzeiten die Teutschen in Ingevones, Istevones, und Hermiones; folgends in die Sachsen / Alemanner / und Francken / seyen abgetheilet worden. Die Francken seyen entweder entstanden / oder mehrers berühmt worden / unter dem Käyser Galieno; und zwar an dem Ort / an welchem / vom Caesare, die Sicambri, vom Plinio die Vistevi, und / vom Tacito, die Teutsche eigentlich also genannt / seyn gesetzt worden / und woselbsten die Bructeri, Chamavi, Angrivarii, Tancteri, Usipii, Frisii, und fast auch die übrige Teutsche Völcker / zwischen dem Rhein / dem hohen Meer / und der Elb / gesessen seyn; und von Mitternacht die Sachsen / von der andern Seiten aber die Alemanner zu Nachbaren gehabt haben; und ihrer Könige Sitz zu Duysburg gewesen seye; welche Francken / und ihr Land / von den Poeten Sicambri, und Sicambria genannt worden; weilen die Francken anfangs nicht allein bey Cöln über / wo Duyts gelegen / und weiters / in Westphalen / und deren Oertern / wo vor alters die Sicambri gewohnt / sondern auch in Over-Ißel / Zutphen / Frießland / und selbiger Gegend herumb / ihren Sitz gehabt haben. Procopius Caesariensis lib. 1. belli Gothici meldet / daß umb den Außgang deß Rheins / ehe er sich in das Meer ergiesset / eine Landschafft seye / so voller Pfützen / welches die Teutschen / so seiner Zeit in Gallia sich befinden / und Francken genannt werden / anfangs bewohnt haben. B. Hieronymus, so lang vor dem Procopio gelebt / sagt / in vita Hilarionis, daß Francia, vorzeiten Germania genannt / zwischen den Sachsen / und Alemannern / gelegen. In einem vor etlich hundert Jahren / in Holländischer Sprach / gemachten Chronico metrico, werden sie Rheyn-Francken / oder Rhenenses Franci genannt. Mit der Zeit haben sich die Teutsche Völcker /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)