Seite:De Merian Frankoniae 021.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein Dombstifft und Probstey / angeordnet hat / und vermeynt einer / daß es eben die Kirch seye / oder aber ein andere an deren statt erbauet / welche / nach der Zerstörung der alten Stadt Aureati, Attila, und seine Hunnen / übergelassen / und die S. Willibaldus in dieser grossen Einöde gefunden haben solle. 7. Die Stadtkirche. 8. Die Pfarrkirch / und Closter zu S. Walburgen / darinnen Nonnen / deß Ordens S. Benedicts seyn / so nicht auß dem Closter gehen dörffen / ein schlechtes Einkommen haben / und eine mit einem Octal, von einer Maß Wein / jede Mahlzeit / verlieb nehmen solle: wiewol in einer von dieser Stadt / durch den Druck außgegangenen Beschreibung (auß welcher auch hieher nicht wenig gebracht worden) stehet / daß Bischoff Heribertus dieses Closter verbessert / vermehret / und mit vielen Gütern / nicht ohne Hülff / und Zuthun des Graven Leodegars / oder Leutgars / zu Lechsgmünd / begabet habe. Der Stiffter ist gewesen der Bischoff Otkerus, oder Otkarius, der solches Closter erstlich an dem hohern Theil der Stadt zu bauen angefangen / da vorhin deß H. Creutzes Kirchen gestanden / welche hernach besagter Bischoff Otkerus, oder Odogerus, der Heiligen Walbug / S. Willibaldi, und Wunibaldi, Schwesters / so Anno 776. gestorben seyn solle / Gebeine / von Heidenheim (allda sie die erste Aebtissin gewesen) hieher gebracht sammt dem Closter / von ihr / den Namen bekommen hat. Sie ligt in der Kirchen / so finster und klein ist / unter dem Altar / begraben / dabey bißhero viel Wunder geschehen seyn / und auß den besagten Beinern / durch den harten Stein hindurch / ein heylsames Oel / für viel Kranckheiten gut / in ein silbern untergesetzt Tröglein / und Schälelein / fliessen; und wann solches die Nonnen außzuleeren vergessen / nicht überlauffen / sondern / damit mans mit gebührenden Caeremonien abhole / ankloffen / und wann die Nonnen zancken / gar still stehen / und nicht lauffen solle. Es saget gleichwol Jacobus Gretserus lib. 2. de Episcop. Eystettens. c. 3. p. 289. es fliesse solches Oel nicht das gantze Jahr / sondern allein vom 12. October / da sie von Heidenheim hieher gebracht worden / biß auff den 25. Hornung / da sie gestorben. 9. Das Dominicaner Closter / und Kirchen / unter dem Bischoff Conrado II. durch Freygebigkeit der Gräffin Sophiae von Hirsperg / und der beyden Brüder / Gebhards / und Gererds / auch Graven von Hirsperg / erbauet. 10. Die Kirch / Collegium, und Schul der Jesuiter / so auß dem Grund vom Bischoff Johann Christoff von Westerstetten / ihnen erbauet worden ist. 11. Das Studenten-Hauß / oder Seminarium Willibaldinum, vom Bischoff Martino von Schaumberg / angerichtet / so der Erste / auß allen Bischöffen in gantz Teutschland / gewesen / welcher / nach deß Concilii zu Trient Anweisung / dieses Werck angeordnet hat. Es hat folgends solches Seminarium, oder Stipendium, gedachter Bischoff Johannes Christophorus von Westerstetten / vermehret / ein Hauß dazu erbauet / und das Einkommen verordnet / das hernach 30. Jüngling allda füglich unterhalten haben werden können. 12. Das Fundel- oder Wäysenhauß. 13. Die Elende Herberg. 14. Das Capuciner Closter / allda vor der Zeit das Schotten Closter / sammt einer runden Kirchen / gestanden / so von dem H. Grab / (davon noch heutiges Tags die Form / nach der Hierosolymitanischen Weise / gesehen wird) den Namen hatte. Das Closter ist vergangen / die Kirch aber biß auff deß Bischoffs Joannis Conradi Zeiten verblieben / zu welchen / als solche den Fall drohete / sie der gestalt eingerissen worden / das einandere dafür solte erbauet werden; so aber sein Tod verhindert: daher dieses folgends der vorgedachte Bischoff Johannes Christophorus erstattet / und solchen neuen Bau den Capucinern eingeben hat. Es seyn auch zu Eichstätt 2. Capellen / als S. Michaelis, und Johannis Baptistae. Item / die Kich- oder Freud-Höffe / oder Gottesäcker; Der alte Bischoffshof in der Stadt / in welchem die Bischöffe / vor Erbauung des Schlosses / gewohnt haben / und sich noch dessen / nach der Wahl / ehe sie confirmirt werden / gebrauchen: Item die Fürstliche Cantzley / das Rahthauß / der Stadt-Thurn / die steinerne Bruck / bey dem Stadtthor / über die Altmül / (in welchem Wasser viel Fisch / und sonderlich viel grosse Krebs / zu finden seyn) vom Bischoff Gundacker dem Andern erbaut / welcher / ohne die Altär / an unterschiedlichen Orten / allein 126. Kirchen / und Capellen / geweihet hat: Item die Stadtmüll; der Schießplatz; die Insul in der Altmüll; und dann die drey Vorstädte / zu sehen. Die Inwohner seyn freundlich / Gottsförchtig / nicht stoltz. Ihre Nahrung suchen sie mit Handlungen / Handwercken / und Ackerbau. Theils dienen bey Hof: Theils den Dombherrn und Clöstern: und gibt es viel deß Geistlichen Stands allhie. Bey einer halben Stund / ausser der Stadt ligt das Schloß / und die Bischoffliche Residentz / S. Willibaldsberg / auff einem Felsen in der Höhe. Ist erstlich

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)