Seite:De Merian Frankoniae 045.jpg

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die Stadt Coburg fast allemal mitreisen müssen. In welchem Jahr die Vestung sey erbauet worden / ist nicht sonderbare Andeutung vorhanden / wiewol sehr vermuthlich / es müsse umb diese Zeit geschehen seyn / damit die Pflege wider den feindlichen Anfall eine sichere Zuflucht hätte. Nachkünfftiger Zeit hat die Stadt / umb daß sie mit Korn / und Weinwachs / wie auch an fruchtbaren Gärten / Wiesen / Gehöltz / und Fischwassern / durch Gottes Güte / wol versehen / glücklich zugenommen / wie auch an Thürnen / Kirchen / Spital / Rath- und Kauffhäusern / sich verbessert / und kan man dieses theils noch zimliche Nachrichtung haben. Es ist auch dieses nicht zu übergehen / daß / vor auffgerichtem / und von Käyserl. Majest. Carolo V. endlich gebotenen Landfriede / als alle Strassen / wegen sehr grosser Rauberey / unsicher waren / und man von hinnen biß gen Heldburg / oder Hilperhausen / nicht ohne Gefahr / reisen konte / die Coburgische Junge Burgerschafft sich tapffer brauchen lassen / und zu Roß die Wege besuchet / auch den Wandernden in ihren Nöthen freudig beygestanden. Gleich wie aber der Stadt Windsheim (solte vielleicht heissen Weinsperg) zu ewigem Lob nachgeschrieben wird / daß die Weiber in derselbigen / dermal eins / durch ein weises Stratagema, ihre Männer / auß unumbgänglicher Lebensgefahr errettet: Also mag der Stadt Coburg in deme nicht verschwiegen werden / daß in dem Jahr 1552. als der theure Bekenner Jesu Christi / weyland Churfürst / und Hertzog zu Sachsen / Johann Friederich der älter / auß der Frembde / in welcher er / wegen deß Evangelii / und Ewigen Wahrheit / in das fünffte Jahr verbleiben müssen / wiederumb bey Coburg angelangt / das Ministerium, Rath / Schul / und gesammte Burgerschafft / ihren Landes-Fürsten / mit sonderbarem Triumph empfangen / bey welchem / neben den Knaben / die Jungfrauen / mit zurück-außgelassenen / und fliegenden Haaren / auch auffgesetzten Rautenkräntzlein / sich befunden / und das Te Deum Laudamus, mit gantz erhabener Stimm / gesungen / in Anwesen einer unzehlbaren Menge Volcks / welches von allen benachbarten Orten sich hinzu gedrungen. In währendem Einzug hat der theure Fürst der Thränen (inmassen auch von allem Volck geschehen / und bey so hellem Himmel / die Augen der Menschen nicht nur trübe / sondern gantz nas worden) sich nicht enthalten können; sondern zu Herrn Nicolao von Ampsdorff / vorzeiten Bischoffen zu Naumburg / der mit auff dem Wagen gesessen / ungefehr mit diesen Worten gesprochen: Wer bin ich sterblicher und sündlicher Mensch / daß mir solche Ehr wiederfahren solle? Darauff der fromme Bischoff fast auff diese Weiß geantwortet: Seine Chur-Fürstliche Gnaden solten zu frieden seyn / dieses wäre nur der Anfang / wenn sie gelangen würden zu der Stätte der Ewigkeit müsse es viel besser werden. Diesem löblichen Exempel der Stadt Coburg / haben andere / als Salfeld / und Weymar / nachgefolget / etc. Auff der Vestung Coburg hat der selige Mann Gottes Lutherus sich offt / und viel / auff Verordnung seiner Obrigkeit / finden lassen / und sonderlich bey währenden Reichs-Tägen / damit man in der Nähe seines Raths gebrauchen möchte: und auff derselben ist der Geistreiche Hymnus (Ein veste Burg ist unser Gott) von ihme gestellet worden / etc. Im Jahr 1530. hat der theure Mann Gottes / bey angestelltem Reichs-Tag zu Augspurg / zu welcher Zeit das Evangelium in grosser Gefahr stunde / diese Wort in seinem Losament angeschrieben: Non moriar, sed vivam, et narrabo opera Domini. Psal. 1. Iter Impiorum peribit. Es währet aber lang. Harre doch. Psalm 73. Pauper et inops laudabunt nomen tuum Domine. Denn die andern dörffen dein nicht. Auß welchen Worten der freudige Geist in so grosser Gefahr genungsam zu spuren. Er hat auch viel schöne Sendschreiben / den Betrübten zu Trost / von der Vestung Coburg abgehen lassen / und das Datum darunter verzeichnet / als ob sie zu Grubock gegeben wären / welches Wort Ruckwerts muß gelesen werden. Meistentheils hat er die Brieffe auß der Vestung Coburg abgefertiget / dero Gestalt / als ob sie ex Eremo datirt worden. Ebener massen hat er sich zu Coburg im predigen offentlich hören lassen / und ist auff der Vestung gewesen / nit wie auff dem Fürstlichen Schloß Wartburg in Thüringen / fast vor aller Welt verborgen / etc. Die Hauptkirche allhie / zu S. Moritz genannt / ist ein alt Gebäu / wie auß dem vördern porticu zu sehen / wiewol die acht grosse Pfeiler nicht gar vor hundert Jahren / sind erbauet worden / und darzu angewendet ein gantz silbernes Bild S. Mauritii, welches die Nürnberger umb 1600. Floren / an sich gelöset haben. Dieses erscheinet daher / daß die Vorfahren auffgezeichnet / wie die grosse Glocken in dem Jahr 1437. nach der Geburt Christi / seye gegossen worden: wiewol den heutigen Thurn / nach selbiger Zeit

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)