Seite:De Merian Frankoniae 088.jpg

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Felda / so in die Werr laufft / und ein Meil von der Thann gelegen. Von diesem letzten Ort / so ein Decanat hat / schreibet Kemnitzius, in 2. Theil vom Schwedischen Krieg / lib. 2. also: In der Graffschafft Henneberg wurden / von den Piccolominischen / das Städtlein Kalten-Northeim / und andere Flecken / und Dörffer / in die Asche gelegt; die übrige gantz außgeplündert. So / nach der Nördlinger Schlacht / Anno 1634. geschehen.


Nürnberg.

Es ligt die weitberühmte deß Heiligen Röm. Reichs Stadt Nürnberg im Fränckischen Creiß / an der Pegnitz / so bey Fürth in die Regnitz oder Rednitz / und diese förters in den Mäyn fället / auff einem sandigten gar harten Boden / da weder Weinwachs / noch Schifffarth ist / die auch nicht eben / sondern auff etlichen Berglein erbauet / deren Hand jedoch durch alle Land gehet. Woher aber ihr Name kommt und wer sie erbauet / davon seynd unterschiedliche Meynungen. Theils halten sie für deß Ptolomaei Segodunum: Theils vermeynen / daß sie vorzeiten Nahrungsberg: Andere / daß sie Nerckelsberg geheissen: Theils nennens Nur-ein-berg: Andere wollen Drusum Neronem, Käysers Tiberii Brudern zu ihrem Urheber machen / dahero der Name Nero-berg und Nero-werck entsprungen seye: Theils sagen / besagter Käyser Tiberius Nero habe den Thurn auff der Vesten allhier / zwölff Jahr vor Christi Geburt / zur Zeit seines Stieffvaters / Käysers Augusti, als er Tiberius damals noch nicht Käyser / wider den König von Thüringen gezogen / erbauet / und als besagter König sich ihme ergeben / bemeldten Thurn / sammt dero Gegend herumb / den Innwohnern selbiger Gegend / eine Stadt dahin zu bauen eingegeben: Andere aber verwerffen diese Meynung und sagen / welche vermeynen / daß Drusus oder Tiberius gar in die Landsart kommen / und in selbiger die Noricos überwunden / und die Vesten oder das Schloß allda erbauet habe / die verstehen sich nicht recht auff die alte Beschreibung deß Landes / und seyen der Historien nicht genugsam erfahren. Dann es haben vorzeiten diese Gegend die Schwäbische Hermunduri bewohnet / deren Nachbarn die Norici, oder wie Althamerus apud Capitolinum in vita M. Antomi wil / die Varistae, in der Obern-Pfaltz / gewesen: Die Noric aber haben zur Gräntze den Inn und die Donau gehabt / und sich hineinwarts gegen Italia oder Welschland erstrecket. Aber nachmals / und zwar lang nach Christi Geburt / als die Hunni das Noricum, nemlich einen Theil Oesterreich / Steyer / Kärnten / das Saltzburgische Bistumb und angräntzende Länder verwüsteten / haben sich theils Norici, wegen mehrer Sicherheit in dieser Gegend / allda sich auch theils der Bojen oder Bäyern vorhero nidergelassen hatten / begeben / und wegen bequemlichkeit der zweyen Wasser Pegnitz / und Rednitz oder Regnitz / ihre Hämmer und Schmidten (auff welche Kunst sie sich sonderlichen verstanden) daherumb auffgerichtet / und ferner zu ihrer Sicherheit auff den Berg / auff welchem noch heutiges Tags das Schloß stehet / Anfangs ein schlechtes Castell auffgeführet / dahin folgends ein Flecken / und also fortan eine Stadt erbauet worden / welches Castell / so in den alten Brieffen Castrum Noricum genennet wird / unter dem Fränckischen Gebiet gewesen / und allbereit zu denen Zeiten Käyser Carols deß Grossen gestanden ist.

In der Constitutione Friderici Imperatoris de incendiariis et pacis violatoribus, stehet; In Castro nostro Norimberc. Anno 1187, wie selbige Constitutio in Corpore Juris, neben andern zu End zu finden.

Dahero ist man auch wegen der Zeit deß ersten Anfangs / wann Nürmberg erbauet worden / ungleicher Meynung / indem etliche wollen / es seye zur Zeit nicht Neronis, sondern Attilae geschehen / umb welche Zeit auch die Stadt Venedig erbauet worden / und also sagen sie / habe Nürnberg den Namen von den Noricis, als derselben Metropolis, nicht von den Neronibus, die weder hieher noch in Thüringen jemals kommen seyn sollen. Den rechten Außschlag lassen wir dißmaln dahin gestellt seyn / und halten es mit denen / welche Nürnberg von Nordgau / quasi Nordenberg oder Nörnberg deriviren / und kan dannoch der Thurn auff der Vesten von Tiberio Nerone den Namen haben / wie obgedacht: davon ein mehrers zu anderer Zeit.

Als folgends Hertzog Albrecht in Francken / und Graf zu Bamberg / bekandter massen / umb sein Leben kommen / ist solcher Ort / welcher vorhero zu den Zeiten Caroli Magni schon den Christlichen Glauben gehabt / von Käyser Ludwig dem dritten / Käyser Arnolffs Sohn / dem Reich unterwürffig gemacht worden. Dieweilen es aber umb selbige Gegend

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)