Seite:De Merian Frankoniae 116.jpg

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die Francken / von den Schwaben: und Schweinfurt / von den Francken wider die Thüringer / wie man fürgibt / erbauet worden seyn sollen / vorfällt. In gleichem / und nicht weniger gezweiffelt wird / ob eben vorzeiten die Rotenburger Jovem, und Dianam, und nicht vielmehr andere der Heydnischen Teutschen Abgötter angebetet: ehe sie auff deß H. Chiliani Predigten / zu obgedachtes Gosberti II. Zeiten / den Christlichen Glauben angenommen haben sollen. Folgends wird Käysers Arnolphi Sohn Conradus, ein Hertzog in Francken / Hessen / und der Wetterau / Käysers Conradi deß ersten Vatter / gesetzt: und von dessen andern Kindern gesagt / daß sie / wegen viel ihres Geschlechts / und daß das Hertzogthumb / wegen der übermässigen Schenckungen / in Abgang gerathen / nur Grafen zu Rotenburg sich zu schreiben angefangen; auß denen im Jahr Christi 1098. Einhardus / der letzte Graff zu Rotenburg / zum Bischoff zu Würtzburg erwehlet worden / und gestorben Anno 1114. und seye also hiemit das mannlich Fränckische Geblüt der Hertzogen zu Francken abgangen / und das Land Käyser Heinrichen dem Vierdten heimgefallen; und habe sein Sohn / Käyser Heinrich der Fünffte / die Grafschafft Rotenburg / mit dem Hertzogthumb Francken / seiner Schwester Sohn / Conrado III. Hertzogen zu Schwaben / geschenckt / deme es aber Käyser Lotharius genommen / und dem Bischoff zu Würtzburg Erlango, geben; wiewol / nach sein deß Käysers Tod / gedachter Conradus der Dritte es wieder bekommen / und auff seinen Sohn Friederichen gebracht; den hernach sein Vetter / Käyser Friederich der Erste / auch ein Hertzog in Schwaben / weilen besagter Hertzog Friederich in Schwaben und Francken / der reiche Rotenburger genannt / keine mannliche Leibs-Erben hinterlassen / Anno 1168. geerbt / der folgends das Hertzogthum dem Bischoff zu Würtzburg übergeben / welcher ihme auch ein bloß Schwerdt / zum Zeichen deß wiederzugestellten Hertzogthums zu Francken das erstemal / vortragen lassen; und von solcher Zeit an / sich die Bischoffe deß Hertzogthums zu Francken allererst recht angemasset; und folgends Bischoff Gottfried von Limpurg sich am ersten Bischoffen zu Würtzburg / und Hertzogen zu Francken / geschrieben; die Graffschafft Rotenburg aber vorermeldter Käyser Fridericus Barbarossa, auß sondern Gnaden / und tragender Affection zu dem Fürsten-Städtlein Rotenburg / wegen seiner geliebten Herrn Vettern / zu dem Römischen Reich / mit sondern Begnadungen / gegeben und verehret / und ewig dabey zu bleiben verordnet: daß also Franckenland keine Weltliche Hertzogen / von Genebaldo an / auß dem Fränckischen / 790. und auß dem Schwäbischen Geblüt 52. Jahr lang / gehabt habe. Siehe unten Würtzburg. Es führten die alten Grafen zu Rotenburg / in ihrem Wappen / oben uffm Schild / eine weisse Tauben / mit außgespannten Flügeln / zwischen zweyen Büffelhörnern / unten / in einem blauen Schild / ein vergüldten Löwenkopff / mit zweyen gelben Sporn zwerchs auß dem Mund gehend; die Helmdecke war gelb / und roth / welches Wappen das Stifft Comberg / weiln es die Grafen von Rotenburg gestifftet / noch heut zu Tag führet. Man hat sie auch die Herren von der Tauben / oder Columba, das ist / von dem Wasser / so hernacher von den Innwohnern die Tauber genannt worden / geheissen. Die Stadt Rotenburg aber hat je / und allwegen / eine rothe Burg / mit zweyen rothen Thürnlein / oder Zinnen / in einem weissen Schild / zum Wappen gehabt / dessen sie sich noch heutiges Tags in ihrem Secret-Insigel gebrauchet. Als nun / wie vorgemeldt / Rotenburg dem Reich übergeben worden / haben die Römische Käyser / und König / damit die Stadt desto besser in Gehorsam behalten / und von den Benachbarten / als ein neuer Reichs-Stand / desto minder beleydigt / und bedrangt werden möchte / auff die alte Fürstl. Burg / und Schloß / ihres gefallens / Burggraffen / als Käyserliche Anwäld / und Praesidenten / gesetzt / und verordnet / in massen dann Reginaldus, gedachten Käyser Friederichs mit dem rothen Bart Sohn / der erste Burggraff gewesen; welchem sein Bruder Conradus, auch besagten Käysers Sohn / gefolget / der im Wald / Lussart genannt / umbkommen / und kein Leibs-Erben überlassen. Der dritte Burggraff war Walther / ein Graff von Limpurg / dessen Gemahlin ein Hertzogin zu Teck gewesen. Der 4. war Hermann von Hornburg / Ritter / ein Stiffter deß Barfüsser-Closters / lebte umbs Jahr 1280. und wurde deß H. Röm. Reichs Schlutheiß genannt. Der 5. war Leupolt von Weltingen / deß H. Röm. Reichs Putigal genannt. Der 6. und letzte / so viel man Nachrichtung hat / ist gewesen Otto, ein Graff von Flügellaw. Und hat also diß Burggraffthum bey 150. Jahren gewähret / biß es Anno 1352. der Stadt übergeben / und von Römischen Käysern / und Königen / Land-Richter dahin verordnet worden

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)