Landstraß gelegene Orth mag vmb derentwillen vnnd zum Vnderscheydt dessen zu nechst im Grund gelegenen Dorffs Nider-Gemünden von berührter Burg den Nahmen Burg-Gemünden empfangen haben / zwischen welchen beyden Orthen das Wasser die Felda in die Ohm fleust / vnnd also dieses durch das vorige Wasser verstärcket wird.
Von theils bloß Hasungen genannt /
ein Closter / vnd absonderliche Vogtey /
oder Aemptlein / in NiderHessen / beym
Ampt Wolffhagen / welches in 5.
Dorffschafften bestehet. Das Closter ist auff
einem hohen sehr steinfelsechten Berge /
gegen dem Habichs Walde vber / erbawet.
Die Dörffer ligen daran / vnd drumb her.
Das Closter an sich selbst / ist dabevor von
eitel quaderstücken sehr köstlich vnnd
wunderbar erbawet gewesen / namblich drey
absonderliche Kirchen / dem Berg nach / vber /
oder aneinander / neben einem hohen gantz
von quaderstucken auffgeführten Thurn.
Es mag dieses Gebäw wol vorhin eines
der allervornembsten in Hessen / vnnd
benachbarten Landen / gewesen seyn; wie
solches noch auß den hohen Mauren / bey den
Obersten Kirchen / vnd Creutzgängen / zu
sehen. Die vnderste / vnd zwar die kleiniste
Kirche / stehet noch / vnnd wird zum
täglichen Gottesdienste / der daran gelegenen
Dorffschafft / gebraucht. Die andere
Closter-Gebäw seynd auch alle gar
Alt-Vätterisch / vnnd sehr verfallen / doch noch
bewohnet. Im Creutzgange / wie auch oben
im Hofe / hat es / durch den harten
Wakenfels / gehawene Brunnen / vnnd hinterm
Hause / an einem Ecke deß Berges / einen
selbst erwachsenen stehenden Teich / so aber
mehrentheils trüb / vnnd an einem Orth so
tieff ist / daß man gar keinen Grund
fühlen / oder erlangen kan. Der Berg an sich
selbsten ist oben sehr raumlich / vnnd
durchauß ein harter schwartzer Wakenfels /
daher mit geringer mühe / weil man daß
Wasser darauff zum vortheil hat / zu befestigen
ist. Vnden vmb den Berg wie auch gegen
vber / an dem Hundsberge / siehet man sehr
viel grosse / vnd wunderliche Steinfelsen /
vnnd Kluffte / vnnd kan man auff diesem
Berge / fast die gantze Graffschafft
Waldeck / das Saurland / das Stifft
Paderborn / vnd den gantzen Diemelstrohm / bey
nahe / auch weit vber die Weser hinüber
ins Land zu Braunschweig / vnnd zumal
viel Stätte / vnd Bergschlösser / sehen. Es
hat das obgedachte Closter sehr statliche /
wiewol mehrentheils ausserhalb Ampts
fallende Einkommen; innerhalb aber
seines Bezircks feine Gehöltze / in welche das
Wildpret außm Habichswalde gestrichen
kompt. Hat auch feine Fischerey;
sonderlich in der Warma / welche an dem
Habichswalde entspringt / vnder dem
Burghasungischen Berge hin / auff Zierenberg /
Liebenaw / vnnd so förters in die Diemel
fleusset.
Ist ein feine Statt in der Wetteraw /
sampt einem ansehnlichen Schloß vnd
Lustgarten (von Landgraff Philipsen auffs
stattlichst meistens erbawet:) Ligt ein Meyl
von Friedberg / vnd 2. Meylen von Giessen.
Das Gebürg daran wird mit einem gemeinen
Namen die Höhe genandt / so sich beym
Closter Lorch am Rhein anhebt / das
Rhingaw von Catzenelenbogen scheidet / vnd sich
von dannen gen Wißbaden / Epstein /
Königstein / Cronberg / Homburg / Friedberg
vnd Butzbach ziehet. Naher der Statt / an
der Landstrassen nacher Giessen / ist ein Ort
die Hennenburg genand / da sich funden
haben alt Gemäwer vnd Müntze. Man
vermeynet / die Hunnen / so sampt ihrem
Obristen Attila schier gantz Europam veröset /
hätten allhier einen festen Orth erbawet.
Vnnd solten auch die Bucinabantes,
deren Marcellinus lib. 29. gedencket / allhier
gewesen seyn / die Statt erbawet / vnnd die
Gegend bewohnet haben; Daher vermeynet
Jacobus Schopper in der
Chorographi lib. 1. cap. 10. habe Butzbach den
Namen. Etliche sagen / es seye so viel als
Pfützbach / weil es in einem Grund / so sumpficht /
lige; Gleich wie Pariß / den Lateinern
Lutetiae, a luto genendt. Im Jahr 1478. hat
Landgraff Henrich ein vierdten Theil an
Butzbach vberkommen vnd ererbet von
seinem Schweher Graff Philipsen von
Catzenelenbogen / welcher dasselbe beneben
Ostheim / Hohenweissel / Langenhein /
Münster / Fawrbach / Borckhofen / von
Epstein erkaufft Diese Statt ist lange Zeit
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)