Seite:De Merian Hassiae 053.jpg

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Vestung schädlich / vnnd etwan darinn verrähterey gespielet worden / verstöret worden ist. Vmb diese ebene ligen etzliche Dörffer / darunder eines die Waldau genannt / allda man noch Gemäwr von einem alten Raubschloß / mit einem ziemblichen Wassergraben vmbgeben / siehet. Vff der andern seyten der Statt / vorm Habichswalde / ligt das schöne / lustige Schloß Weissenstein / auff einem Hügel. Oben auff ermeltem Habichs Walde (welcher eine sehr stattliche Wildfuhr / wie auch der Söerforst / ist / also / daß das Wildpreth hauffenweiß / wol am hellen liechten Tage / zu nächst am Hauß Weissenstein sich sehen lässet /) ligt ein stattliches reiches Steinkohlen Bergwerck / der Statt / vnnd Vestung Cassel sehr nutzlich: vnnd entspringen auff diesem Walde / vier starcke Flüsse / als die Ahna / Trusell / Bauna / vnnd die Warme / deren die ersten zwey / vnnd zwar die Ahna / vnter / die Trusell aber ober / vnnd durch Cassel / in die Fulda lauffen / die Bauna aber weit oberhalb nahe dabey / wo sich die Eder mit der Fulda vermischet; vnd dann so erstrecket sich die Warme nach der Dimel. Dieser Wald / wie auch der daran stossende sehr hohe / vnnd gantz kahle Berg / der Dörnberg genannt / sein auch von den höchsten im Lande: Vnnd auff diesem Dörnberg / so / wie auch der Habichs Wald / auff der höhe ziemblich raumlich / hat Carolus Magnus ein Lager gehabt / dessen Anzeigungen man noch sihet. Vor diesem Berge liget auff einem Hügel ein sehr hoher fast glatter Steinfelsen / welcher oben eine weite / vnnd tieffe Höle / gleich einem grossen Kessel / hat / welcher stäts voller Wasser ist / vnnd auch zuweilen AntVögel sich darauff mercken lassen. Nicht weit davon ligt auch fast ein solcher Felsen / auffm Farnsberge / da man wie in einen gewölbten Keller hinein gehet / hernach aber ein gehlinges sehr tieffes durch den Felsen gehendes Loch / als ein Brunnen / sich findet / vnnd ist doch ein Werck der Natur. Nicht weit auch von diesem Walde / bey dem Dorff Northausen / ligt ein stattlicher Brunnen / welcher vor wenig Jahren noch sehr im Ruff / vnd Brauch gewesen / daß Er viel stattliche wunderliche Curen / an Blinden / Lahmen / Stummen vnnd dergleichen presthafften Leuthen gethan hat. In dieser Gegend / zwischen dem Habichs Walde / vnnd Langenberg / ligt auff einem hohen spitzigen Berge / das alte verwüstete Schloß die Schauenburg genant. Wer dessen Inwohner gewesen / weiß man eygentlich nicht. Im vbrigen hat dieses Casselisch Ampt / vor allen andern / seine stattliche Gelegenheiten / vnnd Fischwasser / sonderlich einen sehr grossen Teich / bey dem Dorff Münchhoff / oder HohenKirchen / welcher etliche hundert Acker in sich helt / vnd der allergrösseste im gantzen Lande ist / seinen Außfluß aber / vnterhalb Cassel / nahe beym Dorff Simmershausen / in die Fulda nimbt.


Cörbach / Corbachium.

Die Haupt-Statt der Graffschafft Waldeck / eine sehr alte / vnd vorweilen mit besonderen Regalien begabte Freystatt; die aber / nach deme sie in Widerwillen mit Graff Heinrichen dem Eysernen von Waldeck gerathen / von ihme vbermächtiget / vnnd vnter sein Joch bezwungen worden / so im Mertzmonat Anno 1366. geschehen ist. Solche Statt ligt 6. Meyl von Marpurg / 6. Cassel / 6. von Lipp / vnnd 6. von Paderborn. Hat zwo Mawren / wegen der Newen vnd Alten Statt. In der Newen ist S. Nicolai Kirch / in der Alten aber S. Kiliani / welchen die Statt in irem Waapen führet. Die beste Nahrung der Burgerschafft dieses Orths ist das Bierbrawen / welches; wie ingleichem das Sachsenberger / vnd Wildunger / in hohem Werth gehalten / vnnd hin vnnd wider abgeholet wird. Es hat ein wolbestelte Schul vor dem jetzigen Krieg allhie gehabt / in dem Franciscaner Closter / so Graff Josias vnd Graff Wolradt zu einem Gymnasio consecrirt, vnd mit Einkommen reichlicher begabt haben. Welcher vorgestanden Lazarus Schonerus, der erste Rector, Rudol. Goclenius, so hier geboren / Bernh. Salignacus, Gallus, Guil. Scribonius, Guil. Ursinus, so alle in ihren Schrifften bekandt. Es ligt bey Corbach auff einem hohen Berge das Schloß Eisenberg / welches Graff Josias zu Waldeck mit schönen Gebäwen vermehret / vnd fast von newem auffgerichtet. Der Berg / darauff das Schloß stehet / ist reich an Ertz / vnd hat man auch vor kurtzen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)