Seite:De Merian Hassiae 065.jpg

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Eder aber / nach Milsungen / vnnd Homberg zu / ists Bergig / vnnd daselbst die Wildbahnen / welche der Quiller / Beurholtz / vnnd Harlerberg genannt werden / zwischen welchen / gegen der Statt Felsperg / auff einem sehr hohen spitzigen Berge / von deme man ferne vmb sich sehen kan / das alte Hauß Heyligenberg liget / so dabevor ein Raubschloß gewesen / vnnd hernach von den Geistlichen eingenommen; welche aber endlich / wegen ihrer Vnzucht / von dannen getrieben / vnnd das Hauß zerstöret worden. Vnten an diesem Berge / auff einem absonderlichen Hügel / vor dem Quiller / ligt das Closter Carthaus / welches von Landgraff Ludwigen dem Dritten / mit Außtreibung der Nonnen / reformirt / vnnd vom LandGraff Moritzen / gleich andern / sehr artig ernewert / vnd mit vielen stattlichen Gemächern dreymal vbereinander versehen worden. Hat auch seine nottürfftige Stallungen / vnd Schewren / alle von Stein auffgeführet / daß man mit der gantzen Fürstlichen Hoffhaltung wol daselbst accommodirt seyn können. Vnnd ist sonderlich an diesem Orth das schöneste natürlichste Außsehen im gantzen Lande. Dann hinder sich / vnd auff beyden seyten / hatts das Gebürge / vnnd Wälde / vorwarts aber / gegen Suden / biß in Nordwesten / ist das Gesicht gantz offen / in ein sehr weites offenes Thal / wordurch die Eder mitten fleust. Da siehet man dann in die ferne / nacheinander / die Häuser / vnnd Stätte / Felsperg / Altenburgk / Borcken / Landsburg / Löwenstein / Fritzlar / Wildungen / Waldeck / Gudensperg / Numberg / Weydelsperg / Falckstein / Schawenberg / vnnd vber hundert Dörffer; hernach in das hohe Gebürg deß Kellers / vnnd der Graffschafft Waldeck. Vnter diesem Closter / in der ebene / ligen etzliche darzu gehörige Höfe / sonderlich der Hoff Weymenhausen / darinnen auch ein feines Ampt: oder Wohnhauß / neben einem stattlichen Vorwerck. So schön / vnnd lustig aber dieser Orth an sich selbst / vnnd dem Gebäw nach / gewesen / so elendig ist Er / in dickermeltem Brande / An. 1640. neben den Höfen / vnd fast allen den vorerzehlten Schlössern / Stätten vnnd Dörffern / eingeäschert worden / daß man nun da / an statt der frewde / eytel jammer siehet.


Franckenberg.


Ist ein Fürstliche vnnd Grentz-Statt deß Landes Hessen / gegen Westphalen / an der Eder / vnd drey Meylen von Marpurg gelegen; davon weyland Weygand Gerstenberger sonsten Büddenbender / oder Vietor, genannt / so den 27. Angusti / Anno 1522. im 65. Jahr seines Alters gestorben / eine Chronic / vnnd Zeitbuch gemacht hat / so im Jahr 1619. zu Heydelberg in fol. gedruckt worden ist; auß welcher wir folgenden kurtzen Bericht hieher haben setzen wollen. Vom ersten ist Franckenberg gebawet worden An. Christi 520. vom König Diederichen von Franckreich / davon folgende Verß vorhanden:

Hanc quingenteno viceno condidit anno
Franconebergk urbem Francorum Rex Theodricus.

Sie soll Franckreichisch gewesen seyn bey 200. Jahr. Darnach hat sie gehöret in das Hertzogthumb zu Döringen vnd Hessen / das stund auch bey nahe 200. Jahr. Darnach kam sie mit dem gantzen Land an das Römisch Reich; das stund bey 118. Jahren. Darnach gehörte sie in die Graffschafft vnd in die Marck zu Hessen; das stund bey 90. Jahr. Darnach kam sie / vnnd gehörte in das Fürstenthumb / vnnd in die Herrschafft zu Hessen / das stund bey 121. Jahr. Darnach kam sie in die LandGraffschafft zu Hessen. Obgedachter König Diederich hat mit seinem Schwager König Hermanfried in Döringen vnd in Hessen gekrieget / vnd nach dem dieser zu Schiedingen erstochen ward / kame das Land vmbs Jahr Christi 520. an besagten König Diederichen; Vnd da die alte Sassen (Sachsen) grossen Schaden thäten in Hessen / auß ihrem Schloß Sassenberg / das auff die Zeit ein festes gut Schloß war; so schlug gemelter König Diderich von Franckreich eine Kemmenaten auff einen Berg / ihnen entgegen / vnd nannte die nach deß Königsreichs Namen Franckenberg; so in dem gedachten Jar 520. geschahe; vnnd wurde folgends von hier auß wider die Sassen gestritten / (wie dessen auch gedencket Quadus in deliciis Ger. p. 28.) Vnd von dieser Zeit an ist Franckenberg am Heydnischen Glauben gewesen 200. Jar / biß auff S. Bonifacium / der die Franckenberger

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)